1. Für mich ist nachvollziehbar, dass angesichts häufiger Mängel in der Presse-Berichterstattung eine gewisse Vor-Kontrolle und Absicherung stattfinden sollte - um Falschdarstellungen zu vermeiden und rechtlich auf der sicheren Seite zu sein. Notfalls Gegendarstellungen erzwingen zu können. Eine Pressestelle kann als verpflichtende aber nur beratende Instanz dafür sehr gut geeignet sein.
2. Der Video-Ausschnitt der Äußerungen von Frau Sabine Todt (
SPIEGEL-Video) lässt für mich nichts erkennen, was jemand in ihrer Situation nicht sagen dürfte. Ich habe darin nicht einmal das Wort "Hamburg" gehört. Sie berichtet von einem Zustand, der unbedingt beachtet werden muss. Wenn durch den Maulkorb verhindert wird, dass sozialpolitische Mängel behoben werden, wird der Rand der Legalität von der Uni-Präsidentin überschritten.
3. Frau Todt dafür rauszuschmeißen zeugt von mangelnder Fähigkeit zur Mitarbeiterführung. So ein Fall muss ganz anderes bearbeitet werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass beide - Uni-Präsidentin und Frau Todt - nicht intelligent genug wären, um sich auf eine wohlwollende Art und Weise über eine angemessene Darstellung ihrer Belange sozialer, beruflicher (Todt), sozialpolitischer (Uni) und rechtlicher Art (Meinungsfreiheit) zu einigen. Hier liegt offenbar ein Machtausübungs-Delikt vor.
4. Nach meiner Ansicht beginnt ein Lehrauftrags-Job nicht erst mit der ersten Vorlesung. Im Gegenteil - der wesentlichste Teil - die Vorbereitung, Planung, Zielkonzepte, etc der Arbeit - sollte zu dem Zeitpunkt bereits getan sein. Insofern beginnt die Leistung schon wesentlich eher. Angesichts der schon erfolgten schriftlichen Ankündigung und Planung ihrer Veranstaltung müsste Frau Todt meiner Ansicht nach Vergütungsansprüche haben - selbst, wenn ihr das Abhalten des Seminars verweigert wird. Ansonsten wird schon hier - was den Zusammenhang von Leistung und Bezahlung angeht - falsch gemessen und entlohnt. Der Uni-Präsidentin Auweter-Kurtz scheinen die Belange der weiteren Betroffenen ihrer Entscheidung nicht wichtig zu sein.
Noch etwas zum Nachdenken:Als Gesellschaft betrügen wir uns alle gegenseitig, wenn wir einander nicht das Mindeste zum Leben zugestehen, was wir dafür brauchen. Wir sind 100-%-ig arbeitsteilig und können uns nicht selbst versorgen. Ohne widersinnige Verpflichtung (Arbeiten ohne Arbeitsplätze) oder gar Zwang (Hartz IV) muss das gehen. Erst darauf aufbauend kann ein Mensch selbstbewusst sein Bildungs- und Arbeits- und Leistungsleben und seine Anerkennung dafür vernünftig gestalten. Auch hierfür müssen die Mittel da sein. Denkt einmal über ein
BGE (
bedingungsloses Grundeinkommen) nach, das nicht teurer sein muss, als der soziale Bereich jetzt kostet. Wir irren, wenn wir glauben, dass Leistung nur entstehen kann, wenn Mangel gezielt erzeugt und künstlich aufrecht erhalten wird. Und ob dann noch der angemessene Lohn für die Mühe kommt, bezweifle ich erst recht.