Der Bachelor-Studiengang
2005-01-23 17:41
Anarch
Ich versuche gerade den neuen Bachelor - soweit wie möglich, da er noch nicht ganz fertig zu sein scheint - zu verstehen und zu evaluieren. Ich schreibe dabei einfach mal was ich bisher gefunden habe. Wir können uns hier Gedanken machen wo die weiteren Probleme sind und was wir diesbezüglich tun wollen.
Überblick über den Bachelor
Der Bachelor ist in Module aufgeteilt, wobei Module abgeschlossene Lehreinheiten mit eigener (Pflicht)prüfung sind. Die Module sollten eigentlich alle 6 SWS Umfang haben, aber das scheint nicht mehr Stand der Dinge zu sein. Es kann sein, dass man in jedem Modul einen Schein erwerben muss um zur Prüfung zugelassen zu werden.
Eine Übersicht - eine Vorform eines Rahmenplans - über den neuen Bachelor gibt es unter https://vsis-www.informatik.uni-hamburg.de/Lehredekanat/BachelorUebersicht040105.pdf (nur von Informatik-Rechnern aus zugreifbar).
Kurze Begriffserklärung:
Meth.-komp.
Methodenkompetenz-Veranstaltungen. Soft-Skills, Vortragstechniken, etc. Sollen wohl hauptsächlich durch das, was wir zur Zeit IMG-Proseminare nennen, abgedeckt werden. Es wird angedacht diese Veranstaltungen universitätsweit zu decken, aber dazu kommt es wohl erstmal nicht.
Wahlpflicht 1-4
Wahlfplicht-Module, die man unter https://vsis-www.informatik.uni-hamburg.de/Lehredekanat/Modultabelle100105.pdf findet (ebenfalls nur von Informatik-Rechnern aus zugreifbar). Dabei gibt es die Abgrenzung zwischen Theorie und Anwendungsmodulen, wobei man wohl aus jedem Bereich jeweils mindestens eines wählen muss.
Anwendung 1-2
Ergänzungsfach bzw. jetzt neu auch Integriertes Anwendungsfach (IAF). Letzteres soll eine direkte anwendungsbezogene Kooperation zwischen der Informatik und einem anderen Fachbereich sein. Beispiele gibt es auch in der Modultabelle (s.o.). Das alte Ergänzungsfach bleibt uns allerdings (noch?) erhalten.
Vergleich zur DPO'98
Ein kleiner, wenig aussagekräftiger, SWS-Verteilungsvergleich. Die Veranstaltungen sind natürlich nicht absolut vergleichbar - so hoffe ich zum Beispiel, dass es keine Pseudo-Übungsgruppen mehr gibt wie in einigen DPO'98 Hauptstudiums-Veranstaltungen - aber trotzdem vielleicht interessant.
Ohne Ergänzungsfach (auf das wir sowieso keinen Einfluss haben) besteht das Diplom aus 138 SWS, der Bachelor aus 100 SWS, daher habe ich die Zahl der SWS im Diplom mal 0.73 genommen. Auch zähle ich den Schwerpunkt im Moment als reine Vorlesungen, was natürlich nicht immer richtig ist. Die Methodenkompetenz soll zu großen Teilen als Seminare angeboten werden, wofür ich diese auch als solche zähle. Wahlpflichtmodule bestehen in der bisherigen Planung ausschließlich aus 4V+2Ü.
Man sollte dabei nicht vergessen, dass sich an den Bachelor noch ein Masterstudium anschließt, wobei ich darüber nur wirklich alte und unvollständige Informationen habe.
Tendenzen: Weniger Vorlesungen, weniger Projekte/Praktika, mehr Übungen, mehr Seminare.
Zu den Seminaren muss man jedoch sagen, dass es sich hierbei im Gegensatz zu 6 der 8 SWS Seminare im Diplom in erster Linie nicht um inhaltliche Veranstaltungen handelt. In keinem Modul sind bisher Seminare vorgesehen(!).
Das Ergänzungsfach soll im Master durch weitere 12 SWS gleichauf mit dem DPO-Stand kommen.
Bisherige Auswirkungen
Ein interessantes Detail ist, dass die Übungsgruppen ab sofort maximal 15 Personen beinhalten dürfen. Zusätzlich zu der Vergrößerung des prozentualen Übungsgruppen-Anteils gibt das Kapazitätsprobleme. Das dürfte die Jobchancen für SHKs erhöhen - wenn der Fachbereich Geld hat ;-)
Evaluierung der bisherigen Bedenken
Der Bachelor verzichtet auf (wichtige) Theorie zugunsten von Projekten
Schwierig. Der Theoriebereich ist mit 12-18 SWS im Vergleich zu den bisherigen 16 SWS (ungewichtet 22 SWS) zwar teilweise unterrepräsentiert, jedoch kann hier auch nach Interesse sogar ein stärkerer Schwerpunkt liegen.
Der Bachelor zielt auf kurzzeitig verwertbare Ausbildung denn auf Bildung ab
Ebenfalls schwierig. Interessant ist die Abnahme an Projekten bzw. Praktika im Vergleich zur DPO'98. Weiterhin ist zu beachten, dass das Ergänzungsfach/IAF kürzer kommt als bisher.
Der Bachelor setzt die Verschulung des Studiums fort
Nochmals schwierig. Die Anzahl der Wahlpflicht-SWS ist mit 40 (Wahlfplicht-Module, Projekt, Methodenkompetenz) SWS weit über den entsprechenden 26 SWS (ungewichtet 36 SWS: Proseminare, Praktikum, Seminare, Projekte, Schwerpunkt) des Diplomstudiengangs. Wenn man jedoch die teilweise wählbaren GrIS und Theorie-Veranstaltungen mit 23 SWS (ungewichtet 32 SWS) dazurechnet, sieht das Bild schon anders aus.
Und wenn man dann die Anzahl der Veranstaltungen - also der Themen, die man wählen kann - vergleicht, stellt man fest, dass im Bachelor nur 9 Module gewählt werden können, und im Diplom ungefähr 8-10 (ungewichtet 11-13; je nach Aufteilung des Schwerpunktes), zuzüglich der 6 (ungewichtet 8) GrIS/Theorie-Veranstaltungen. Zusätzlich werden wohl nicht all zu viele Wahlpflichtmodule angeboten.
Mit mindestens 17 Prüfungen setzt der Bachelor auch wesentlich stärker auf Leistungsdruck als die dahingegend auch kritisierte DPO'98 mit 13 Prüfungen (ungewichtet 18).
Der weitere Abbau von (inhaltlichen) Seminaren macht mir extrem Sorgen.
Noch nicht abzusehen ist, ob sich die Anzahl der Veranstaltungen mit Anwesenheitspflicht durch die Modulstruktur und die Scheinvergabe erhöht - Tendenzen gehen wohl in diese Richtung.
Der vollständige Master soll im Gegensatz zum äquivalenten Diplom nur einer kleinen Elite zugänglich sein
Dieser Punkt trifft zu. Soweit ich informiert bin hat die Kultusministerkonferenz sogar eine maximale Übergangsquote vom Bachelor zum Master bestimmt.
Meinungen?
Und? Was sagt DU dazu?
Überblick über den Bachelor
Der Bachelor ist in Module aufgeteilt, wobei Module abgeschlossene Lehreinheiten mit eigener (Pflicht)prüfung sind. Die Module sollten eigentlich alle 6 SWS Umfang haben, aber das scheint nicht mehr Stand der Dinge zu sein. Es kann sein, dass man in jedem Modul einen Schein erwerben muss um zur Prüfung zugelassen zu werden.
Eine Übersicht - eine Vorform eines Rahmenplans - über den neuen Bachelor gibt es unter https://vsis-www.informatik.uni-hamburg.de/Lehredekanat/BachelorUebersicht040105.pdf (nur von Informatik-Rechnern aus zugreifbar).
Kurze Begriffserklärung:
Meth.-komp.
Methodenkompetenz-Veranstaltungen. Soft-Skills, Vortragstechniken, etc. Sollen wohl hauptsächlich durch das, was wir zur Zeit IMG-Proseminare nennen, abgedeckt werden. Es wird angedacht diese Veranstaltungen universitätsweit zu decken, aber dazu kommt es wohl erstmal nicht.
Wahlpflicht 1-4
Wahlfplicht-Module, die man unter https://vsis-www.informatik.uni-hamburg.de/Lehredekanat/Modultabelle100105.pdf findet (ebenfalls nur von Informatik-Rechnern aus zugreifbar). Dabei gibt es die Abgrenzung zwischen Theorie und Anwendungsmodulen, wobei man wohl aus jedem Bereich jeweils mindestens eines wählen muss.
Anwendung 1-2
Ergänzungsfach bzw. jetzt neu auch Integriertes Anwendungsfach (IAF). Letzteres soll eine direkte anwendungsbezogene Kooperation zwischen der Informatik und einem anderen Fachbereich sein. Beispiele gibt es auch in der Modultabelle (s.o.). Das alte Ergänzungsfach bleibt uns allerdings (noch?) erhalten.
Vergleich zur DPO'98
Ein kleiner, wenig aussagekräftiger, SWS-Verteilungsvergleich. Die Veranstaltungen sind natürlich nicht absolut vergleichbar - so hoffe ich zum Beispiel, dass es keine Pseudo-Übungsgruppen mehr gibt wie in einigen DPO'98 Hauptstudiums-Veranstaltungen - aber trotzdem vielleicht interessant.
Ohne Ergänzungsfach (auf das wir sowieso keinen Einfluss haben) besteht das Diplom aus 138 SWS, der Bachelor aus 100 SWS, daher habe ich die Zahl der SWS im Diplom mal 0.73 genommen. Auch zähle ich den Schwerpunkt im Moment als reine Vorlesungen, was natürlich nicht immer richtig ist. Die Methodenkompetenz soll zu großen Teilen als Seminare angeboten werden, wofür ich diese auch als solche zähle. Wahlpflichtmodule bestehen in der bisherigen Planung ausschließlich aus 4V+2Ü.
Man sollte dabei nicht vergessen, dass sich an den Bachelor noch ein Masterstudium anschließt, wobei ich darüber nur wirklich alte und unvollständige Informationen habe.
| DPO'98 | Gewichtete DPO | BA
------------------+--------+----------------+----
Vorlesungen | 84 | 61 | 55
Übungen | 26 | 19 | 25
(Pro)seminare | 8 | 6 | 8
Praktika/Projekte | 20 | 15 | 12
Ergänzungsfach | 24 | 17 | 12
Tendenzen: Weniger Vorlesungen, weniger Projekte/Praktika, mehr Übungen, mehr Seminare.
Zu den Seminaren muss man jedoch sagen, dass es sich hierbei im Gegensatz zu 6 der 8 SWS Seminare im Diplom in erster Linie nicht um inhaltliche Veranstaltungen handelt. In keinem Modul sind bisher Seminare vorgesehen(!).
Das Ergänzungsfach soll im Master durch weitere 12 SWS gleichauf mit dem DPO-Stand kommen.
Bisherige Auswirkungen
Ein interessantes Detail ist, dass die Übungsgruppen ab sofort maximal 15 Personen beinhalten dürfen. Zusätzlich zu der Vergrößerung des prozentualen Übungsgruppen-Anteils gibt das Kapazitätsprobleme. Das dürfte die Jobchancen für SHKs erhöhen - wenn der Fachbereich Geld hat ;-)
Evaluierung der bisherigen Bedenken
Der Bachelor verzichtet auf (wichtige) Theorie zugunsten von Projekten
Schwierig. Der Theoriebereich ist mit 12-18 SWS im Vergleich zu den bisherigen 16 SWS (ungewichtet 22 SWS) zwar teilweise unterrepräsentiert, jedoch kann hier auch nach Interesse sogar ein stärkerer Schwerpunkt liegen.
Der Bachelor zielt auf kurzzeitig verwertbare Ausbildung denn auf Bildung ab
Ebenfalls schwierig. Interessant ist die Abnahme an Projekten bzw. Praktika im Vergleich zur DPO'98. Weiterhin ist zu beachten, dass das Ergänzungsfach/IAF kürzer kommt als bisher.
Der Bachelor setzt die Verschulung des Studiums fort
Nochmals schwierig. Die Anzahl der Wahlpflicht-SWS ist mit 40 (Wahlfplicht-Module, Projekt, Methodenkompetenz) SWS weit über den entsprechenden 26 SWS (ungewichtet 36 SWS: Proseminare, Praktikum, Seminare, Projekte, Schwerpunkt) des Diplomstudiengangs. Wenn man jedoch die teilweise wählbaren GrIS und Theorie-Veranstaltungen mit 23 SWS (ungewichtet 32 SWS) dazurechnet, sieht das Bild schon anders aus.
Und wenn man dann die Anzahl der Veranstaltungen - also der Themen, die man wählen kann - vergleicht, stellt man fest, dass im Bachelor nur 9 Module gewählt werden können, und im Diplom ungefähr 8-10 (ungewichtet 11-13; je nach Aufteilung des Schwerpunktes), zuzüglich der 6 (ungewichtet 8) GrIS/Theorie-Veranstaltungen. Zusätzlich werden wohl nicht all zu viele Wahlpflichtmodule angeboten.
Mit mindestens 17 Prüfungen setzt der Bachelor auch wesentlich stärker auf Leistungsdruck als die dahingegend auch kritisierte DPO'98 mit 13 Prüfungen (ungewichtet 18).
Der weitere Abbau von (inhaltlichen) Seminaren macht mir extrem Sorgen.
Noch nicht abzusehen ist, ob sich die Anzahl der Veranstaltungen mit Anwesenheitspflicht durch die Modulstruktur und die Scheinvergabe erhöht - Tendenzen gehen wohl in diese Richtung.
Der vollständige Master soll im Gegensatz zum äquivalenten Diplom nur einer kleinen Elite zugänglich sein
Dieser Punkt trifft zu. Soweit ich informiert bin hat die Kultusministerkonferenz sogar eine maximale Übergangsquote vom Bachelor zum Master bestimmt.
Meinungen?
Und? Was sagt DU dazu?