Die Frage ist bloss wer dann überhaupt noch zu den Vorlesungen geht
Was ist denn das Anliegen eines Professors? Dass die Studenten den Stoff am Ende draufhaben? Oder aber dass sie ihn genau bei ihnen in der VL gelernt haben? Letzteres fände ich zwar verständlich aber nicht gerade schön.
Über die Anliegen der Profs möchte ich nicht spekulieren - besser man fragt sie ggf. danach und überprüft auch, ob die Antwort plausibel und glaubhaft ist. Anliegen der Profs sollten aber sein:
1. Studierende sind der "wissenschaftliche Nachwuchs". Als Prof habe ich dann doch schon ein Anliegen, wenn mir etwas an der Wissenschaft liegt, oder nicht? Sollte ich dann nicht darauf achten, dass die fundamentalen Wissensgrundlagen für die Studierenden beherrschbar werden? Sollte ich dann nicht das Augenmerk der Studierenden neben einer transparenten Darstellung der Grundlagen auf wichtige Forschungsgegenstände lenken? Wie macht man das? Kann ich das überhaupt? (Stichwort: Didaktik)
2. Ich habe aber bei einigen Profs den Eindruck, dass sie ganz andere, - wesentlich unwissenschaftlichere Motive - haben: Status, Einkommen, Rang und Geltung (fragt sich nur, vor wem und warum) und leider wollen einige auch einfach "Ruhe vor dem Ganzen" haben - ohne in ihrer Lehrpflicht noch ein Lehrinteresse zu sehen.
Schlimm wird es, wenn sie in punco "Lehre" Nieten sind und auch noch fachliche Mängel hinzu kommen. Wenn sie nur ihre Position als Prof ausnutzen um Forschungsgelder locker zu machen - indem sie ihr ahnungsloses Publikum freundlich und chaotisch "besoffen reden" bis man nur noch denkt - "Mann, muss der gebildet sein, wenn ich nur noch Bahnhof verstehe." Wenn sie dann noch ihre Diplomanden/Doktoranden etc. die Forschungsarbeit machen lassen - und dabei so weit gehen, dass sie selbst nicht mehr so ganz verstehen, wonach geforscht wird - aber sich mit den Loorbeeren und der Arbeit ihrer "Zöglinge" schmücken. Schlimm finde ich, dass es mittlerweile Leute gibt - die eine Professur bekommen haben, ohne ein wissenschaftlich untermauertes Curriculum Vitae (einsehbare Liste ihrer wissenschaftlichen Arbeiten) und ohne eine Venia Legendi (Nachweis erfolgreicher Lehrtätigkeit) vorzuweisen und sie das bei ihnen Fehlende auch nicht nachholen können.
3. Nicht weniger schlimm finde ich, dass Studierende sich das gefallen lassen, den Gegebenheiten anpassen nach dem Motto "Hauptsache, ich komme irgendwie durch." Es scheint kein Student mehr die Qualität der Lehre zu beurteilen oder sie einzufordern. Sind solche Profs denn selbst dann immer noch Götter für euch? Ich kann nicht mehr erkennen, dass sich irgend jemand in höheren Etagen der Uni und dem Senat (der bei jeder neuen Professur ein Wörtchen mitredet) darum schert.
Qualitätssicherung wäre an diesem Fachbereich offiziell ein Fremdwort, wenn es nicht die ASIIN gäbe. Aber die Frage bleibt, was von der Qualität der Lehre überhaupt geprüft wird.
Dass du es nicht schön findest, wenn Studierende den Stoff nur in der Vorlesung lernen (und sonst vielleicht zuwenig dafür tun) glaube ich dir, aber wie Profs die richtigen Studierziele motivieren und oder de-motivieren - machst du dir darüber auch Gedanken? Und was - wenn dich nachher einer fragt: "Wo haben Sie studiert?" und auf deine Antwort "Hamburg" hin deine Bewerbungsmappe beiseite gelegt wird? Die Möller-Bücher sind schon in vielen Papierkörben gelandet.
Schön finde ich, dass es auch einige Profs gibt, die auch den "jungen" wissenschaftlichen Nachwuchs ernst nehmen, die wissen, was aus den Schulen kommt und wie man neue Studierende im Studium durch die eigene Lehrtätigkeit fördert. Die sich Gedanken gemacht haben, wie man Wissensstoff gemäß dem akuellen Wissenschafts-Stand aufbereitet und seine Studierenden auch dahin gehend motivieren. Profs, die auch die Grundlagen noch nicht vergessen haben - (falls sie sie überhaupt je beherrschten). Die wissen, was ein Student heutzutage in welchen Schritten noch schaffen kann. Es gibt sogar Profs, mehr als uralte (und im Sinne der Vortragstechnik - schlechte) Folien und eine alte unstrukturierte Literaturliste in Überlänge zu bieten haben.
Es gibt aber leider auch nicht wenige, die sich nicht mehr wirklich um die Lehre und Wissenschaft kümmern. Lohnt sich die Lehre überhaupt noch? Lohnt es sich nicht viel mehr, nur noch die Studierenden einfach "durchzulassen", die sowieso schon alles alleine machen? Lohnt sich das aber auch für die Wissenschaft und den Wissenschafts-Standort Hamburg?
Und wir Studis - stellen wir die guten und schlechten Profs nicht alle in dieselbe Reihe, wenn wir nichts tun, außer "durchzukommen"?
Fördern wir nicht damit noch das, was den Nachfolgenden dann erst recht zum Nachteil wird?
(Welche Professoren geben sich noch Mühe, wenn sie es auch einfacher haben können und zudem die Kollegen der Vorsemester ihm ein mangelhaft vorbereitetes "Studierpublikum" anliefern?)
"Professor" zu sein hat auch etwas mit Würde zu tun. Wie würdevoll ist es, wenn man die Zeit und Mühe der Studierenden durch eine mangelhafte Lehre überlastet und sie damit sich selbst überlässt?