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Ich weiss gar nicht, warum man einen schnellen Studienabschluss toller finden soll als einen langsameren. In den typischen Ausbildungsfaechern wie BWL oder Jura mag es sein, dass man schnell durchkommen muss.. Aber es geht doch beim Studium darum, Wissen und Erkentniss zu erlangen. Und dass das moeglichst schnell gehen soll ist bisschen bloed, denn nicht nur, dass der eine schneller oder langsamer lernt, die sog. Studienplaene geben einen Rahmen vor, den man abstudiert und wenn man alles abgehakt hat, bekommt man einen Zettel auf dem "Diplom" steht. Doch was traegt ein solcher Studienplan zum Lernen bei (und darum geht es doch letztendlich im sog. Studium)?
Der Plan ist wohl dafuer gut, dass nicht jeder dieses Diplom bekommt, sondern nur diejenigen, die entsprechende Pruefungen vorweisen koennen. Wieso aber ist das an die Zeit gebunden? Wieso ist es wichtig, dass ich Diskrete Mathematik innerhalb der ersten drei Semester abgehakt (man bemerke, dass ich nicht "gelernt" schreibe) habe? Um des Lernens willen waere es doch sinnvoller die Auflage eben nicht unter eine zeitliche Restriktion zu stellen, allenfalls Abhaengigkeitsrelationen zu definieren. Also sowas wie: Es ist nur sinnvoll STH zu besuchen, wenn man Diskrete Mathematik kann.
Ein praktisches Beispiel: Wir brauchen das sog. Vordiplom innerhalb 8 Semester. Man braucht bei uns Proseminare in denen man so Vortrags- und Paperschreibetechniken erlernen soll. Aufgrund des (Zeit-)drucks gibt es Leute die einfach zu ihrem verplanten Veranstalter gehen und sich den Schein abholen, ohne etwas gelernt zu haben. Ich behaupte, dass diese Leute durchaus ein Interesse an dem Stoff haben, allerdings nicht die Zeit haben sich den Anforderungen zu stellen.
Ausserdem gibt es eine vielzahl toller und nicht-toller Seminare, nur leider wird von den meisten Studis nur ein Seminar besucht. Obwohl man "nebenan" viele spannende Themen erarbeiten koennte. Doch leider ist es schlecht^tm, wenn man sein Studium verzoegert, sodass sich viele dem Druck ergeben, den schnellste (und leichtesten) Weg im Studium gehen zu muessen.
Das Studium ist mit gewissen Inhalten geplant und hat eine Form, bei der man ein bestimmtes Ziel vor Augen hat. Z.B. hälst du bei einer Regelstudienzeit von fünf Jahren und bei erfolgreichem Studium dieses Faches dein Diplom nach fünf Jahren in der Hand.
Ich freue mich, dass du alle Studiengaenge ueber einen Kamm scherst udn dabei mit Sicherheit die Intuition hast, dass es in jedem Studium darum gehen sollte, die Welt mit wissenschaftlichen^tm Methoden kritisch zu betrachten und Probleme zu loesen.
Wenn du aus welchen Gründen auch immer etwas länger brauchst, ob Beurlaubung wegen Krankheit oder politisches Engagement, ist es auch nicht schlimm.
Gilt reines Interesse an Themen auch dazu? Ich zB interessiere mich neben Informatik auch ein wenig fuer Sprachen oder Kriminologie. Darf ich das trotzdem lernen? Auch wenn ich da am Ende keinen Zettel mit "Diplom" haben will?
Wenn ja, sind dann Diskriminierungen von Langzeitstudenten ziemlich dumm?
Wenn nein, warum darf ich nicht alles Wissen, was mich interessiert?
Aber wie viele Jahre kostet dich das?
Mein Wissensdurst ist hoffentlich nie gestillt und ich hoffe, dass mich das viele Jahre "kostet". Auch wenn das fuer mich keine Kosten sind, sondern eine Investition (ist das das richtig Buzzword?)
Vielleicht ein oder zwei Jahre. Da sagt ja auch keiner was.
Wer bildet sich ein sowas vermessen zu koennen? Selbst bei politischem Engagement ist es nur kritisch zu betrachten. Es gibt Theorien darueber, wie lange sich Politiker in ihrem Business aufhalten sollten. Und in Deutschland sind es nunmal mind. 4 Jahre. Schliesslich braucht es ein gewisses Mass an Einarbeitungszeit. Ausserdem waere es ineffizient den frisch angelernten Politiker gleich wieder durch einen neuanzulernenenden ersetzen zu muessen…
Aber bei solchen Größenordnungen, wo du doppelt so lange für dein Studium brauchst, oder noch länger, läuft offensichtlich was schief.
Wo ist da etwas offensichtlich? Also zumindest ich kann es nicht erkennen. Es ist doch eher lobenswert, dass sich der Mensch so lange in einem wissenschaftlichen Apparat aufhaelt, viele Dinge lernt und dabei sogar auf eine Artgerechte Entlohnung verzichtet!
Jeder, wie er will. Man kann auch einfach in den sauren Apfel beißen und mal eine Prüfung über ein ungeliebtes Thema machen.
Warum sollte man das wollen? Die Pruefungen dienen doch dazu, das gelernte abzufragen. Dass ich kein Jurist werden kann, ohne StGB ausschreiben zu koennen leuchtet mir fast ein, aber bei uns in der Informatik moechte man sich zB nicht mit Datenbanken befassen, sondern eher funktionale Programmierung behandeln. Muss ich mich jetzt, auf Krampf, mit Datenbanken beschaeftigen, wo ich doch genau weiss, dass ich 2 Wochen nach der Pruefung alles wieder vergessen habe? Was hat das dann fuers Studium gebracht? Doch nur ein bloeden Haken in dem Plan. Gelernt wurde nix.
Vorausgesetzt, das Absolvieren der Prüfung sowie Beenden des Studiums wird überhaupt als persönliches Ziel angesehen, woran es wohl eher mangelt
Was ist mit Schlagwoertern wie "lebenslanges Lernen" das sogar der neumodische
Bolognaprozess verfolgt? Das wird doch mit einer Zeitverknappung unterdrueckt.