Ich antworte mal auf beide Anonyme in einem Posting…
In einer Marktwirtschaft wird nicht angeboten, was nachgefragt wird, sondern es muss nachgefragt werden, was angeboten wird.
Das ist falsch bzw insofern ein reines Formulierungsproblem, als "gewünschtes" bald angeboten wird und dann nachgefragt werden kann und wird.
Schwierig. Der große Vorteil der Marktwirtschaft vor einer (zentralen oder dezentralen) Planwirtschaft besteht darin, dass die Produzenten nicht im Vorraus vollständig wissen müssen, was denn nachgefragt wird. Im Gegenteil, sie produzieren
in der Hoffnung, dass etwas nachgefragt
wird. Dies erspart einen massiven Verwaltungsaufwand. Es hat aber auch zur Folge, dass die Produktion nicht in erster Linie der Nachfrage angepasst wird, sondern dass die Produzenten in erster Linie darauf erpicht sind, die Nachfrage ihrer Produktion anzupassen. Dass es sich hierbei nicht um ein entweder-oder handelt ist mir klar, ich hoffe, dir auch.
Zu diesem Zweck müssen Bedürfnisse geweckt werden, die vorher nicht vorhanden waren. Der Irrglaube, dass Werbung dem Zweck dient die Bevölkerung über neue Produkte zu informieren und nicht etwa erst ein Bedürfnis für diese neuen Produkte zu erwecken wird bereits recht früh im BWL-Studium als falsch erklärt.
Dieser Irrglaube dürfte zuletzt so ungefähr in den 50-ern aufgetreten sein. Und dafür muß man auch nicht BWL studieren.
Dieser „Irrglaube“ ist die Grundlage für ein Großteil des Marketing. Wirtschaftswissenschaftler sprechen dann davon, dass neue Märkte aufgetan werden. Natürlich würde nie ein Wirtschaftsmensch bei einem Anderen ein Bedürfnis wecken wollen, sie wollen ihnen nur zeigen, was für Bedürfnisse sie haben, von denen sie vorher nie gewusst haben! Was an meiner Aussage nichts ändert.
Desweiteren beruht Marktwirtschaft auf Mangel. Nur etwas, das im Mangel vorhanden ist, hat einen Wert – wäre es im Überfluss vorhanden, wäre es wertlos (Angebot-Nachfrage, Angebot sehr groß). Jeder Produzent wird nun bestrebt sein, diesen Mangel notfalls künstlich aufrechtzuerhalten, da er sonst pleite geht.
Mangel insofern, als Menschen das Produkt nicht bereits haben dürfen, sonst kann man es ihnen ja nicht verkaufen.
Ebenso Mangel insofern, als dass Mensch das Produkt nicht jederzeit haben
könnte – aus dem gleichen Grund.
Daß Produzenten Waren knapp halten, ist vielleicht innerhalb gewisser Grenzen möglich
Die gesamte Intellectual-Property-Debatte basiert darauf, dass Ideen knapp gehalten werden müssen (z.B. über Patente), weil sie sonst an Wert verlieren. Es wäre absolut kein Problem, die Ideen beliebig oft zu vervielfältigen, aber das ist wirtschaftlich unklug, da im Kapitalismus möglichst alles eine Ware sein sollte, und Waren im Überschuss wertlos sind.
… Die enthalten uns selbstherrlich was vor rechtfertigen würde
Ich gehe für Gewöhnlich nicht von einer Gruppe bösartiger Wirtschaftsfuzzies aus, die den armen anderen Menschen etwas vorenthalten wollen, oder diese quälen wollen. Ganz im Gegenteil glaube ich sogar, dass die meisten dieser Leute (und auch du) nach
bestem Wissen und Gewissen handeln, und versuchen, das Beste für die Menschen zu erreichen. Ich stimme nur nicht den Grundannahmen zu, die hinter den Schlussfolgerungen stecken, die zu diesen Handlungen führen.
Innerhalb dieses Mangels ist es den Marktsubjekten nicht allen möglich, sich frei zwischen Angeboten zu entscheiden, wie es in der Theorie so schön klingt. Jedes Marktsubjekt nimmt von den Angeboten jenes, das es sich leisten kann (und immernoch mit künstlich geschaffenen Bedürfnissen, siehe oben).
Das (der Einschub in den Klammern) ist irrelevant und dient in deiner Äußerung nur zur Weckung von Emotionen. Pfui.
Der Einschub ist durchaus relevant. Schön zu sehen an der Familie, die bereits massive Schulden hat, und dennoch einen Mercedes fahren und jeder sein Handy ausgiebig nutzt. Beides sind künstlich geschaffene Bedürfnisse. Insofern stören die künstlich geschaffenen Bedürfnisse die angenommene ideale Verteilung nach der individuellen Werteinschätzung von Bedürfnissen. (Und wiederum ist dies kein Vorwurf an irgendwelche
Weisen Wirtschaftsfuzzies von Zion oder sonstiger schwachsinn, sondern eine reine Beobachtung)
Wünsche können in diesem System sehr lange ignoriert werden.
Wenn sie realisierbar sind und Profit versprechen (weil der Mensch oder der Staat dafür zahlen würde), werden sie nicht ignoriert.
Profit ist ein lustiges Problem. Es bedarf nämlich nicht nur einfach eines Mehrwerts, sondern auch noch eines erhöhten Mehrwerts, so dass der Profit über der durchschnittlichen Anlagehöhe liegt. Also, damit sich etwas lohnt, muss man nicht nur so viel mehr dafür bekommen können, dass sich die Produktion lohnt, sondern auch, dass eine Investition in Konten oder ähnliches keine höheren Profite abwerfen würde. Ebenso in andere Investitionsmöglichkeiten.
Aber ja, wenn sich etwas lohnt, dann wird es angeboten, es sei denn, der Staat schreitet ein (vgl. Zigaretten, Cannabis). Da die Marktwirtschaft in der jetzigen Form einen Schutz von Privateigentum zwingend benötigt, und dieser Schutz zur Zeit vom Staat erfolgt, gibt es hier lustige Spielchen mit dem, was sich lohnt und was nicht. Aber ich denke mit Staatskritik stoße ich hier weniger auf taube Ohren als mit Kapitalismuskritik.
Ansonsten kann man sich nochmal darüber klar werden, dass für den passenden Profit eine nicht geringe Menge an Konsumentenkapital zur Verfügung stehen muss, so dass die Wünsche von ärmeren Personen weit weniger wiegen als die Wünsche von reicheren. D.h. in der Entscheidungsfrage, was denn produziert wird, sind Menschen unterschiedlich wichtig. Ob man das jetzt gut findet oder nicht sei jedem selbst überlassen. (Immerhin haben sich die bösen Armen ja nicht angestrengt, sonst wären sie ja auch reich! Ende des Zynismus.)
Insbesondere Wünsche an ein System wie die Bildung, bei der man eben nicht mal eben kurz das Produkt (die Universität) wechselt, bei der eben nicht mal eben kurz ein neues Produkt (eine Universität) aufgemacht wird, weil jemand wie im amerikanischen Traum in seiner Garage das neue tolle Ding entwickelt hat.
Aus gutem Grund kann nicht jeder Hans mal eben eine Universität gründen. Wo bliebe dann das Vertrauen auf die Aussagekraft eines Abschlusses? Aber wenn du gute Pläne hast, dann wirst du sicher durch den Zulassungsprozess kommen. Viel Spaß.
Meine Aussage kritisierte nicht die Unmöglichkeit, eine akkreditierte Universität zu gründen - aber schön, dass wir da der gleichen Ansicht sind - sondern die Annahme, dass der Kunde hierbei die große Wahl hat, um die Effekte des Konkurrenzprinzips zu nutzen, wie das gerne angenommen wird.
(Kleiner Tipp: Wissenschaftlichkeit wäre ein Anfang.)
Gerne. Wir sind ja bereits beim ersten Schritt, Peer Review. Soll ich in Zukunft mit Zitaten arbeiten? Kommt dann die Kritik, dass ich bitte keine linken Autoren zitieren soll, weil die ja unwissenschaftlich sind?
Bei konstanter Bezahlung, wie du anmerktest. D.h. die Bewerber sind bereits vorselektiert als jene, die diese Bezahlung akzeptieren würden. Insofern fehlt der „Beste“ Bewerber bereits, da er sich nach marktwirtschaftlichen Kriterien bereits eine bessere Stelle ausgesucht haben wird.
Ja und? Wenn du den "besten" Bewerber, absolut gesehen, also weltweit, wie du dir das vorstellst, an die Universität Hamburg bekommst, dann fehlt er eben an der Universität München. Kommt dir dieser Anspruch nicht auch etwas unlogisch vor? Dann arbeitet er eben woanders. Wo ist das Problem?
Oh, ich wusste nicht, dass wir gleicher Meinung sind! Gut. Was tun wir gegen diese idiotische Exzellenzinitiative?
Wie wäre es denn gleich mit dem Sinn des Lebens? Im Ernst, anders als manche peer groups (speziell in der Pubertät und bei manchen Individuen auch noch später im Leben) maße ich mir keine vollständige Erklärung der Welt an. Dafür kann ich wenigstens einige Ansätze erklären, die so einfach niemand wiederlegen kann, und bleibe dabei systematisch und konsequent, anstatt mich in Worthülsen zu ergehen.
Ohne dir jetzt zu Nahe treten zu wollen, aber dieser Absatz ist eine einzige Worthülse.
Auch diese Vorgänge lassen sich durchaus mit marktwirtschaftlichen Prinzipien erklären, jedenfalls besser als mit Geschwafel.
Ja. In der Informatik kennt man das Hammer-Nagel-Problem. Möchtest du eine Erklärung?
Und in der Realität kennt man das Geschwafel-Problem. Möchtest du eine Erklärung?
Ja gerne.