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Lebenslängliche Überwachung

Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 10:54
Viciarg
[TP] Lebenslänglich wird jeder Schritt überwacht

Mit großer Mehrheit haben die Kalifornier dafür gestimmt, dass zu Gefängnisstrafen verurteilte Sexualstraftäter nach ihrer Freilassung bis zu ihrem Tod unter permanenter Beobachtung durch ein GPS-System stehen

Heftig. [img]http://www.fb18.de/gfx/8.gif[/img]

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 10:58
Popcorn
Die Armen. [img]http://www.fb18.de/gfx/24.gif[/img] Und das wo die Rückfälligkeitsquoten doch soooo gering sind.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 11:04
Viciarg
Du hast den Artikel schon gelesen, oder? Hast Du auch ne Quelle über die Höhe der Rückfallquoten? Vielleicht sogar im Vergleich mit anderen Vergehen?

Den Rest erspar ich mir, ich könnt schon wieder … [img]http://www.fb18.de/gfx/20.gif[/img]

Edit: Ach doch: Halten die GPS-Dinger einen Straftäter davon ab, rückfällig zu werden, wenn er einmal auf ner Frau draufliegt?

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 11:32
Popcorn
Du hast den Artikel schon gelesen, oder?
Yip, gewiss. Insbesondere auch, dass es für nicht unwahrscheinlich gehalten wird, dass auf andere Schwerverbrecher auszudehnen. [img]http://www.fb18.de/gfx/14.gif[/img]

Hast Du auch ne Quelle über die Höhe der Rückfallquoten?
http://www.krimz.de/sexrueckfall.html

Edit: Ach doch: Halten die GPS-Dinger einen Straftäter davon ab, rückfällig zu werden, wenn er einmal auf ner Frau draufliegt?
Nö. Halten Gesetze ihn davon ab? Oder eine spätere Bestrafung?

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 11:36
garou
Hast Du auch ne Quelle über die Höhe der Rückfallquoten?
Sowas?

Edit: Ach doch: Halten die GPS-Dinger einen Straftäter davon ab, rückfällig zu werden, wenn er einmal auf ner Frau draufliegt?
Halten Kameras noch-nicht-aber-gleich-Straftäter davon ab, Straftaten zu begehen? Laut Studien in England nicht, sie erleichtern die Aufklärung und Verurteilung. Ganz besonders lustig wird es dadurch natürlich für jenen ehemaligen Sexualstraftäter, in dessen Nachbarwohnung jemand vergewaltigt wird…

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 11:53
Viciarg
Nö. Halten Gesetze ihn davon ab? Oder eine spätere Bestrafung?

Hat das wer behauptet? Es gibt genug Studien dafür, daß entsprechend höhere Strafen nicht abschreckender wirken. Schönes Beispiel immernoch ist, daß nach der Wiedereinführung der Todesstrafe in den Vereinigten Staaten die Anzahl der Morde nicht gesunken ist. Was solche Maßnahmen aber erschweren, ist die Resozialisierung, die Wiedereingliederung verurteilter und entlassener Straftäter (die also ihre Strafe verbüst haben) in die Gesellschaft. Hinzu kommt, daß die Vereinigten Staaten auch nicht sonderlich groß im Anbieten von Therapien für Straftäter sind, für die ist ja Wegsperren das A und O im Kampf gegen Verbrecher und deren kaputte Psychen. Meldepflicht ist toll, temporäre Fußfesseln für rückfallgefährdete Verbrecher, Wohnverbote in der Nähe von Schulen und Kindergärten etc. meinetwegen auch, schließlich gehts ja auch um die Sicherheit der Gesellschaft, aber diese Pauschalisierung (allen und für den Rest des Lebens) ist, wie schon richtig festgestellt, ein Schritt mehr in Richtung Totalüberwachung.

Ach, übrigens bringt, wie von Dir schon einige Male richtig festgestellt wurde, Schwarz-Weiß-Malerei überhaupt nichts. [img]http://www.fb18.de/gfx/9.gif[/img]

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 12:25
Popcorn
Resozialisierung ist schön und gut, aber nicht auf Kosten vergangener und zukünftiger Opfer. So etwas halte ich im Gegensatz zu den hier genannten Maßnahmen für im höchsten Maße verwerflich und unverantwortlich. Als Alternative würde ich nur noch sehen, dass man Gewaltstraftäter bis zu einem Alter im Knast lässt, in denen sie körperlich gebrechlich sind. Insofern ist diese Maßnahme für mich ein freundlicher Kompromiss im Sinne der Straftäter. Immerhin reden wir hier nicht von unschudligen. Und wenn dann einer versehentlich ein zweites Mal angeklagt wird, ist das für mich ein durchweg akzeptables Risiko, da die Freiheit der Person ohnehin schon auf Gnade beruht. Niemand zwingt diese Menschen zu so einer Straftat. Und das mag ich ausnahmsweise mal so ganz pauschal sagen.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 12:46
Viciarg
Resozialisierung ist schön und gut, aber nicht auf Kosten vergangener und zukünftiger Opfer.

[img]http://www.fb18.de/gfx/wand.gif[/img] [img]http://www.fb18.de/gfx/wand.gif[/img] [img]http://www.fb18.de/gfx/wand.gif[/img] [img]http://www.fb18.de/gfx/wand.gif[/img] [img]http://www.fb18.de/gfx/wand.gif[/img] [img]http://www.fb18.de/gfx/wand.gif[/img] [img]http://www.fb18.de/gfx/wand.gif[/img] [img]http://www.fb18.de/gfx/wand.gif[/img]

Hat irgendwer davon gesprochen? Hab ich nicht betont, daß ich Maßnahmen zum Schutz der Opfer begrüße? Denk doch mal in gesunden Verhältnissen!

Rest Deines Posts ergo hinfällig.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 12:48
Viciarg
Doch noch was:

Niemand zwingt diese Menschen zu so einer Straftat.

Niemand tut eine Straftat freiwillig. Ich glaub, ein Ergänzungsfach Psychologie hätte Deinen Horizont in der Hinsicht um einiges erweitert. [img]http://tkf.possessed.de/smilies/new/hand.gif[/img]

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 13:05
Anonymer User
Niemand zwingt diese Menschen zu so einer Straftat.

Niemand tut eine Straftat freiwillig. Ich glaub, ein Ergänzungsfach Psychologie hätte Deinen Horizont in der Hinsicht um einiges erweitert.

Viciarg, jetzt pauschalisierst Du doch selbst ungemein, oder?
Selbstverständlich tun viele Straftäter ihre Taten freiwillig. Das ist ja gerade das Krankhafte daran, dass sie von solchen Taten an-/erregt werden und sogar stolz darauf sind.
Oder ist es der böse Dämon oder die schlechte Kindheit, der/die sie dazu zwingt? Und deshalb können sie auch nichts dafür, da sie ja selbst Opfer sind?

Ich würde Dir zustimmen, dass einige Täter sicher unter furchtbaren Zwängen leiden, Straftaten zu begehen, um Befriedigung zu erlangen, obwohl ihnen ihre Moral und ihr Gewissen dies verbieten.
Aber doch nicht alle.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 13:51
Viciarg
Selbstverständlich tun viele Straftäter ihre Taten freiwillig. Das ist ja gerade das Krankhafte daran, dass sie von solchen Taten an-/erregt werden und sogar stolz darauf sind.

Na da hast Du's doch selbst gesagt. „Krankhaft“, schönen Dank, that's my point. Eine Paraphilie für sich ist sicherlich keine Krankheit, aber was einen Menschen dazu bringt, anderen Gewalt anzutun, um sich daran zu erregen, meiner Auffassung nach schon, dazu gehört nämlich einiges mehr als nur ein gesteigerter Sexualtrieb.

Und deshalb können sie auch nichts dafür, da sie ja selbst Opfer sind?

Hab ich das gesagt? [img]http://tkf.possessed.de/smilies/new/hand.gif[/img]

Ich würde Dir zustimmen, dass einige Täter sicher unter furchtbaren Zwängen leiden, Straftaten zu begehen, um Befriedigung zu erlangen, obwohl ihnen ihre Moral und ihr Gewissen dies verbieten.

Eine psychische Erkrankung äußert sich nicht nur in sog. Zwängen. Man kann auch nicht-gesellschaftskonforme Moralvorstellungen, die bspw. in mangelhafter Sozialisierung begründet liegen, korrigieren. Daher ja auch Re-Sozialisierung.

Aber doch nicht alle.

Das heißt auch noch lange nicht, daß andere nicht resozialisiert werden können. Ich weiß, daß es Verbrecher gibt, die einfach nicht resozialisierbar sind, aber davon pauschal unter dem Deckmäntelchen des Opferschutzes auf alle zu schließen, ist für mich unbegreiflich polemisch.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 14:01
garou
Eine psychische Erkrankung äußert sich nicht nur in sog. Zwängen. Man kann auch nicht-gesellschaftskonforme Moralvorstellungen, die bspw. in mangelhafter Sozialisierung begründet liegen, korrigieren.

Eine psychische Erkrankung macht schuldunfähig und entzieht den Täter damit eh' schon dem Gefängnissystem. Daß er bei der darauf folgenden Einweisung in die Psychiatrie seine Bürger- und Menschenrechte verliert, macht das ganze natürlich nicht besser…
Ich selbst bin recht froh darüber, trotz meiner nicht-gesellschaftskonforme Moralvorstellungen bisher noch auf freiem Fuß zu sein, ich fände es schade, mir meinen Gerechtigkeitssinn weghirnwaschen lassen zu müssen…

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 14:03
Viciarg
Du gehst ja im Normalfall auch nicht auf die Straße und haust andere Leute zu Brei bzw. vergehst Dich an ihnen. Es soll ja Leute geben, für die das nicht nur nicht verwerflich ist, sondern gar positiv.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 14:06
Popcorn
Resozialisierung ist schön und gut, aber nicht auf Kosten vergangener und zukünftiger Opfer.

[img]http://www.fb18.de/gfx/wand.gif[/img] [img]http://www.fb18.de/gfx/wand.gif[/img] [img]http://www.fb18.de/gfx/wand.gif[/img] [img]http://www.fb18.de/gfx/wand.gif[/img] [img]http://www.fb18.de/gfx/wand.gif[/img] [img]http://www.fb18.de/gfx/wand.gif[/img] [img]http://www.fb18.de/gfx/wand.gif[/img] [img]http://www.fb18.de/gfx/wand.gif[/img]

Hat irgendwer davon gesprochen?
Ja, Du bisher und immer noch.

Niemand tut eine Straftat freiwillig. Ich glaub, ein Ergänzungsfach Psychologie hätte Deinen Horizont in der Hinsicht um einiges erweitert.
Es gibt Leute die glauben an Schicksal und es gibt Leute die glauben an Selbstbestimmung. Ich hatte übrigens Psychologie im Ergänzungsfach. [img]http://www.fb18.de/gfx/22.gif[/img]

Na da hast Du's doch selbst gesagt. „Krankhaft“, schönen Dank, that's my point. Eine Paraphilie für sich ist sicherlich keine Krankheit, aber was einen Menschen dazu bringt, anderen Gewalt anzutun, um sich daran zu erregen, meiner Auffassung nach schon, dazu gehört nämlich einiges mehr als nur ein gesteigerter Sexualtrieb.
Darauf hatte ich eher gewartet und auch schon überlegt ob ich es gleich einfließen lassen: Wer eine entsprechende Disposition hat, der gehört erstrecht lebenslänglich eingesperrt. Da würde ich mich über diese Maßnahme hier fast auch aufregen und nicht verstehen, wie so jemand in die Gesellschaft zurück darf.

Eine psychische Erkrankung äußert sich nicht nur in sog. Zwängen. Man kann auch nicht-gesellschaftskonforme Moralvorstellungen, die bspw. in mangelhafter Sozialisierung begründet liegen, korrigieren. Daher ja auch Re-Sozialisierung.
Bisher zeigen sich die Maßnahmen dazu aber nicht hinreichend effektiv. So lange es noch so hohe Rückfallquoten gibt, ist es einefach unverantwortlich die Gesellschaft als Versuchskaninchen zu missbrauchen.

Das heißt auch noch lange nicht, daß andere nicht resozialisiert werden können. Ich weiß, daß es Verbrecher gibt, die einfach nicht resozialisierbar sind, aber davon pauschal unter dem Deckmäntelchen des Opferschutzes auf alle zu schließen, ist für mich unbegreiflich polemisch.
Es ist unbegreiflich polemisch, dass man für Menschen die bereits Straftaten verübt haben, andere aufs Spiel zu setzen, die vollkommen unschuldig sind.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 15:36
Viciarg
Was will ich eigentlich? [img]http://www.fb18.de/gfx/12.gif[/img]

Edit: Das war eine rhetorische Frage.

EOD

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 17:35
garou
Als Alternative würde ich nur noch sehen, dass man Gewaltstraftäter bis zu einem Alter im Knast lässt, in denen sie körperlich gebrechlich sind. Insofern ist diese Maßnahme für mich ein freundlicher Kompromiss im Sinne der Straftäter.
Wie wäre es mit medizinischer Verkrüppelung, das kommt auf''s gleiche hinaus, dauert nicht so lange und entlastet damit den Steuerzahler. Alternativ könnten wir auch Erschießungen wieder einführen, das kostet noch weniger und ist vor allem nachhaltiger; Das Opfer ist sicher, daß es den Täter nie wieder sehen muß, schließt Flucht und spätere Justizirrtümer aus, und vielleicht ist es auch einfach humaner, als jemanden 60 Jahre lang einzusperren, denn den, den man *dann* noch in die Gesellschaft wiedereingliedern kann, will ich sehen. Oder, wo wir gerade bei ja meist männlichen Sexualstraftätern sind, könnte man auch einfach ein Hackebeilchen nehmen und… naja, dann ist ein Großteil des Sexualtriebs weg.
Wie wär's damit?

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 18:12
Anarch
Wenn jemand schonmal straffällig geworden ist, hat er damit Teile seiner Menschenrechte aufgegeben?

Im Normalfall darf jemand nur als Verbrecher behandelt werden, wenn es gute Hinweise gibt, dass er einer ist. Und auch dann nur für einen begrenzten Zeitraum (24h, 48h), in dem diese Behauptung bewiesen werden muss. Wenn es nun statistisch wahrscheinlich ist, dass derjenige bald ein Verbrechen begeht, ist dies mehr Wert als ein Verdacht? Ab welcher Wahrscheinlichkeit verliert man denn das Recht auf „Unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils“?

Und natürlich, wie schlimm ist es denn vom Vater Staat überwacht zu werden? Wer solche GPS-Überwachung gut findet, argumentiert für gewöhnlich auch mit Phrasen wie „wer nichts böses tut, hat auch nichts zu befürchten“ – was ja auch in der Theorie stimmt, aber irgendwie realitätsfern ist. Aber das werden diese Leute nie einsehen. Und wenn was schiefläuft, dann sind es Einzelfälle.

Was mich dazu bringt: Für eine vollständige Überwachung aller Bürger durch den Staat! Aber wenn der Staat einmal, auch nur ein einziges Mal, die Daten, die er erhoben hat, missbraucht oder falsch anwendet, dann erhält er ein unbefristetes Verbot, irgendwelche Daten zu erheben. Hach, wär’ das schön.

Eine psychische Erkrankung macht schuldunfähig und entzieht den Täter damit eh' schon dem Gefängnissystem. Daß er bei der darauf folgenden Einweisung in die Psychiatrie seine Bürger- und Menschenrechte verliert, macht das ganze natürlich nicht besser…

http://www.antipsychiatrie.de/
http://www.vo-vo.de/
http://www.initiative-selbstbestimmung.de/
http://www.psychiatrieerfahrene.de/
http://www.ungesundleben.org/

In der aktuellen Direkten Aktion ist ein schönes Interview zu diesem Thema (daher auch die URLs). Wer ihn lesen will, kann entweder warten, bis die auch auf der Webseite ist, oder im Kollektiv vorbeikommen.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 18:30
garou
Wenn jemand schonmal straffällig geworden ist, hat er damit Teile seiner Menschenrechte aufgegeben?
Ja, darauf basiert die "Rechtfertigung des Staates, zu strafen".

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 18:43
Anarch
Wenn jemand schonmal straffällig geworden ist, hat er damit Teile seiner Menschenrechte aufgegeben?
Ja, darauf basiert die "Rechtfertigung des Staates, zu strafen".

Ergänze: Wenn jemand schonmal straffällig geworden ist, und seine gesetzliche Strafe abgeleistet hat – es geht hier ja nicht um vergangene Straftaten, sondern künftige.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 19:08
Slater
streiche 'und seine gesetzliche Strafe abgeleistet hat',
für gewisse Verbrechen gibts dann halt lebenslänglich in dieser Form

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 19:28
Anarch
streiche 'und seine gesetzliche Strafe abgeleistet hat',
für gewisse Verbrechen gibts dann halt lebenslänglich in dieser Form

Bei dieser Form des „Lebenslänglich“ – ähnlich wie bei nichtletalen Waffen – sinkt die Hemmschwelle zur Verwendung dieses Strafmaßes erheblich. Ist das gewollt?

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 19:29
garou
streiche 'und seine gesetzliche Strafe abgeleistet hat',
für gewisse Verbrechen gibts dann halt lebenslänglich in dieser Form
Nicht in Deutschland. Selbst lebenslängliche Strafe bedeutet hier "nur" 25 Jahre Freiheitsentzug. Dem kann sich im Falle (vom Richter verspührten) weiterer Gefährlichkeit eine Sicherheits"verwahrung" anschließen, die dann aber keine reguläre Gefängnisstrafe ist.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 19:29
Slater
Wenn jemand schonmal straffällig geworden ist, hat er damit Teile seiner Menschenrechte aufgegeben?

Im Normalfall darf jemand nur als Verbrecher behandelt werden, wenn es gute Hinweise gibt, dass er einer ist. Und auch dann nur für einen begrenzten Zeitraum (24h, 48h), in dem diese Behauptung bewiesen werden muss. Wenn es nun statistisch wahrscheinlich ist, dass derjenige bald ein Verbrechen begeht, ist dies mehr Wert als ein Verdacht? Ab welcher Wahrscheinlichkeit verliert man denn das Recht auf „Unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils“?
Viciarg fand ja zumindest Meldepflicht und 'Wohnverbote in der Nähe von Schulen und Kindergärten' als nicht sofort empörend.

Ist das nich auch eine Einschränkung der Menschenrechte? Sollte ein solcher Mensch nach der Abbüßung seiner Strafe nicht vielleicht auch wieder als Kindergärtner arbeiten dürfen?

Ab welchen Grad der Beeinträchtigung zählt eine Maßnahme als „Teile seiner Menschenrechte aufgegeben“?

Es gibt wohl nicht auf alles Antworten, man muss abwägen was notwendig und was vermeidbar ist. Und das kann man auch nicht pauschal sagen. Was in den USA evtl. nötig ist, mag in Deutschland zuviel des Guten sein. Was heute gefordert wird ist in 20 Jahren vielleicht längst vergessen und andere Probleme sind dann da.

————-

Ist das gewollt?
ist eine Antwort auf diesen wortverdrehenden Kram gewollt?: ja

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 19:31
Popcorn
Das mit unschuldig verurteilt ist eine ganz andere Geschichte, die hier eigentlich gar nicht Debatte war. Diese Problematik beschränkt sich aber nicht nur auf die im Artikel genannte Methode.

Das zweite was mich hier besonders neben dem Täterschutz wurmt, ist die Strafgeschichte. Strafe ist in diesem Fall für mich etwas ziemlich nebensächliches. Wenn ich das Thema zentral stellen würde, würde ich mich Eurer (Vici, Anarch, …) Meinung postwendend anschließen. Bei mir steht aber Opferschutz im Mittelpunkt. Und die Schutzwürdigkeit endet nicht mit dem Absitzen einer Strafe, sondern dann, wenn die bekannte Gefahr behoben ist.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 19:39
Viciarg
Verdrängen bzw. aus dem Blickfeld verbannen ist nicht beheben. Das hat Schill damals schon falsch verstanden.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 19:46
Anarch
Bei mir steht aber Opferschutz im Mittelpunkt. Und die Schutzwürdigkeit endet nicht mit dem Absitzen einer Strafe, sondern dann, wenn die bekannte Gefahr behoben ist.

Und was mich wurmt, ist nicht der Opferschutz, sondern diese Einschätzung der bekannten Gefahr im Vergleich zu einem vernünftigen Leben. In dieser gesamten emotional aufgeladenen Debatte werden einige Kleinigkeiten immer wieder vergessen. Jemand, der sein Leben lang praktisch täglich vor Augen geführt wird, was für ein Riesenarschloch er mal war, wie soll der sich „rehabilitieren“? Wann hat ein Mensch das Recht verloren, seine Fehler vergessen zu dürfen?

Und ein anderer Aspekt, der bei mir immer im Hinterkopf klebt, ist die gesamtgesellschaftliche Moralproblematik, die hinter dieser ganzen Sache steht. Eine Bekannte (weiblich) ist einmal nur sehr knapp einer Klage wegen Vergewaltigung durch eine andere Bekannte entkommen. Letztere hatte hauptsächlich ein miserables Gewissen, weil sie das mit dem lesbischen Sex irgendwie nicht verkraftet hat, schon gar nicht, weil sie das auch noch wollte und es ihr Spaß gemacht hat. Das hat sie später auch so zugestanden. (Das ist über 10 Jahre her, keiner von euch kennt die Beiden)

Diese gesamte Vergewaltigungsproblematik ist enorm schwierig, und auch wenn ich bei sowas noch am ehesten an meiner üblichen Gewaltlosigkeit zweifle, sollte man die Probleme dahinter nicht vergessen.

Und das alles hinkt noch kilometer hinter der emotionalen Aufladung und der emotionalen Vernichtung der „Täter“ wie „Opfer“ bei einigen pädosexuellen Vorfällen hinterher. Und auch hier bin ich mit einer der Ersten, die einen Kinderschänder mal die Begrifflichkeit des Kantsteinbeißens näherbringen kann, aber ich vergesse nicht, dass diese Problematik nicht so einfach schwarz/weiß ist, und dass im allgemeinen gesellschaftlichen Wahn hier Menschen noch viel kaputter gemacht werden, als sie eigentlich schon waren.

Es ist leicht, bei so emotionalen Themen die Moralkeule herauszuholen. Es ist leicht, hier wegen der absoluten Schwere der Taten einfach alle Bedenken beiseitezuwischen. Ich halte es nur nicht für sehr produktiv oder auch nur ansatzweise einer Lösung näherkommend.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 20:26
Popcorn
Wann hat ein Mensch das Recht verloren, seine Fehler vergessen zu dürfen?
Sollte er es denn überhaupt tun, auch im eigenen Interesse?

Diese gesamte Vergewaltigungsproblematik ist enorm schwierig, und auch wenn ich bei sowas noch am ehesten an meiner üblichen Gewaltlosigkeit zweifle, sollte man die Probleme dahinter nicht vergessen.
Schon recht, aber für diese Probleme gibt es ja nur leider keine wirklich funktionierenden Lösungen. Das Beste wäre es ohne Zweifel, wenn es erst überhaupt nicht zu den Straftaten kommen würde.

Und auch hier bin ich mit einer der Ersten, die einen Kinderschänder mal die Begrifflichkeit des Kantsteinbeißens näherbringen kann, aber ich vergesse nicht, dass diese Problematik nicht so einfach schwarz/weiß ist, und dass im allgemeinen gesellschaftlichen Wahn hier Menschen noch viel kaputter gemacht werden, als sie eigentlich schon waren.
Vor einem halben Jahr hatte ich mal in einem anderen Forum eine Diskussion um die Michael-Jackson-Geschichte, wo ich schon halbwegs als Pädophilenliebhaber hingestellt wurde. Ich bin wirklich der letzte der irgendwem etwas böses will, auch nicht diesen Menschen. Wenn sie wählen könnten, würden sie in anbetracht der gesellschaftlichen Werte wohl auch andere Ausrichtungen vorziehen. Aber ich kann mich nur wiederholen: Die Opfer die sich im Griff haben, sind mir dabei in jeder Hinsicht vorrangig. Und die sind sicherlich für ihr Leben traumatisiert und dürfen dann damit fertig werden, wenn er oder sie draußen wieder frei rumlaufen, als hätten sie nicht schon genug durchgemacht.

Ich halte es nur nicht für sehr produktiv oder auch nur ansatzweise einer Lösung näherkommend.
Das Einseitige verneinen von solchen Maßnahmen hilft aber auch nichts. Hier wurde noch kein einziger Weg aufgezeigt, wie denn besser als jetzt dafür gesorgt werden könnte, dass solche Personen keine Gefahr mehr darstellen. Und diese fortlaufende Gefahr ist es ja überhaupt erst, was Menschen auf solche von Euch so abgelehnten Notmaßnahmen bringt.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 20:57
Anonymer User
Hier wurde noch kein einziger Weg aufgezeigt, wie denn besser als jetzt dafür gesorgt werden könnte, dass solche Personen keine Gefahr mehr darstellen.

Nein, eben nicht. Hier wurde ein Weg aufgezeigt, wie solche Straftaten nachdem sie begangen wurden schneller aufgeklärt werden können.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 21:27
Popcorn
Ja, wieso wiederholst Du das jetzt? [img]http://www.fb18.de/gfx/17.gif[/img]

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 22:57
Anarch
Ja, wieso wiederholst Du das jetzt?

Weil deine Begründung so tat, als läge ein anderer Sachverhalt vor:

Hier wurde noch kein einziger Weg aufgezeigt, wie denn besser als jetzt dafür gesorgt werden könnte, dass solche Personen keine Gefahr mehr darstellen.

Nein, eben nicht. Hier wurde ein Weg aufgezeigt, wie solche Straftaten nachdem sie begangen wurden schneller aufgeklärt werden können.

Du begründest eine Maßnahme, mit der eine Straftat nicht verhindert wird, sondern allenfalls besser aufgeklärt werden kann, damit, dass dadurch die Straftat verhindert würde. Was nunmal falsch ist.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 23:04
Popcorn
Ja, wieso wiederholst Du das jetzt?

Weil deine Begründung so tat, als läge ein anderer Sachverhalt vor:
Ich hatte eine Frage gestellt, keine Begründung. Also, hier wird so viel von "muss resozialisiert werden" geredet. Das klappt ja nun noch nicht wirklich zufriedenstellend.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 23:36
Anarch
Falsch gelesen, sorry.

Also, hier wird so viel von "muss resozialisiert werden" geredet. Das klappt ja nun noch nicht wirklich zufriedenstellend.

Genaugenommen müsste meiner Meinung nach nicht „resozialisiert“ werden, sondern die Gesellschaft offener werden. Perverse (also verdrehte, d.h. abweichende) Sexualität wird so rundweg abgelehnt, dass Menschen mit abweichenden Interessen sich selbst hassen und ihre Wünsche so lange unterdrücken, bis diese herausbrechen.

Es heißt ja immer, unsere Gesellschaft sei so offen, wir akzeptieren ja schon Homosexualität. Da muss ich jedesmal lachen. SMler haben mittlerweile halbwegs offene Treffen, aber die Meisten trauen sich immer noch nicht, das offen zuzugeben. Menschen mit anderen Fetischen sind noch schlimmer dran. Exhibitionisten werden gerne in einem Atemzug mit Kinderschändern genannt. Und wehe, du traust dich zu behaupten, dass erotischer bzw. sexueller Kontakt zwischen Erwachsenen und Kindern nicht immer einfach nur schädlich für das Kind ist, dann wirst du für gewöhnlich gleich erschossen.

Alle Ansätze die Probleme von antisozialem Verhalten zu klären, die diese Ursachen dieses Verhaltens ignorieren, üben sich rein in Symptombekämpfung, in der Auslebung irgendwelcher Rachefantasien und der Idee, dass man Moral anderen zwangsweise eintrichtern kann. Und daher sind diese Ansätze entweder ineffektiv oder selbst antisozial.

Man kann übrigens auch noch ganz andere Probleme im Zusammenhang mit Vergewaltigung anführen. Häufig werden Frauen vergewaltigt und erhalten keinerlei Hilfe vom Staat (bzw. der Polizei etc.). Hier besteht ein enormer Aufholbedarf. Auch ist es vielen Frauen einfach zu peinlich über sowas zu sprechen, eine Tatsache, die ich absolut schrecklich finde und die auch mit dem oben genannten Tabuproblem der Gesellschaft zusammenhängt.

Eines wurde in der Diskussion bisher glaube ich deutlich: Lösungen hat niemand, nur Patchwork. Ein Teil der Probleme wird gar nicht angegangen, andererseits werden Probleme angegangen, die gar keine sind. Hier bedarf es noch verdammt viel Arbeit, bis man sinnvoll mit diesem Problem umgehen kann.

Aber ich glaube nicht, dass eine absolute Überwachung von Tätern irgendwem wirklich hilft.

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-09 23:58
Slater
Das Einseitige verneinen von solchen Maßnahmen hilft aber auch nichts. Hier wurde noch kein einziger Weg aufgezeigt, wie denn besser als jetzt dafür gesorgt werden könnte, dass solche Personen keine Gefahr mehr darstellen.

das erinnert mich an manche Diskussion um Streiks ;)

das reine Ablehnen falscher Vorgehensweisen ist durchaus legitim,
besser nix als was falsches

naja, ansonsten sind ja die üblichen Meinungen festgefahren,

@Anarch

falls du es noch nicht gesehen hattest, eine Antwort noch von mir am Ende der ersten Seite

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-10 00:02
Anarch
@Anarch

falls du es noch nicht gesehen hattest, eine Antwort noch von mir am Ende der ersten Seite

Auf welchen Teil soll ich bei dem Beitrag reagieren?

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-10 00:33
Slater
nene, keine Aufforderung,
wenns nix mehr zu widersprechen gibt umso besser

Re: Lebenslängliche Überwachung 2006-11-10 00:44
Anarch
nene, keine Aufforderung,
wenns nix mehr zu widersprechen gibt umso besser

Dass es ein Problem gibt, den Grad der Einschränkungen zu finden, sehen wir Beide. Wir unterscheiden uns nur in dem Punkt, wo wir die Grenze setzen.

Und den zweiten Teil nehme ich als Aussage, dass du darüber nicht diskutieren möchtest. Von mir aus. Überzeugen werde ich dich ja eh nicht, und Dritte können selbst nachdenken bzw. nachfragen. ;-)