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Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland)

Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-07 22:04
Anarch
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0%2c%2cOID6072192_REF1%2c00.html

Autsch, sag ich da nur.

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-07 22:10
Aventurin
Und wieder: "Nazis raus aus den Köpfen!"
Schön, dass es den öffentlich-rechtlichen auch mal aufgefallen ist, das sich rechtes Gedankengut nicht nur in Schlägertypen personifiziert. [img]http://www.fb18.de/gfx/20.gif[/img]

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-07 22:23
Popcorn
rechts != fremdenfeindlich

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-07 22:26
Aventurin
Eine Frage der "Eingrenzung"… für mich: rechts=konservativ bis "fremden"feindlich

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-07 22:32
Faleiro
Eine Frage der "Eingrenzung"… für mich: rechts=konservativ bis "fremden"feindlich
Implizierst du mit dem "bis", dass fremdenfeindlich eine Steigerung von konservativ ist? :)

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-07 22:32
Popcorn
Na gut. So mag ich es gelten lassen. Aber da ich vorhin (gestern?) mal wieder von Anarch ein "rechts" um die Ohren gehauen bekommen habe, wollte ich das noch mal klargestellt haben. [img]http://www.fb18.de/gfx/17.gif[/img] Man ordne mich (Du hast die Reihenfolge fein gewählt ;) dann bitte links ein. Also da rechts, links.

Aber gut, so viel Blödsinn verträgt das Thema gar nicht. Fand es auch nicht sonderlich erbaulich, als ich das heute morgen las.

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-07 22:38
Aventurin
Eine Frage der "Eingrenzung"… für mich: rechts=konservativ bis "fremden"feindlich
Implizierst du mit dem "bis", dass fremdenfeindlich eine Steigerung von konservativ ist? :)

Ich würde es nicht so "vertikal" sehen… ich grenze damit ein Spektrum ein.
Und -nunja- ich denke schon, dass man behaupten kann, dass fremdenfeindliche "Ideen" in konservativen Kreisen auf fruchtbaren Boden fallen. Nicht umsonst war bei der Burschi-Veranstaltung zum "Königsberg-Festkommers" CDU/CSU-Mann Schönbohm Ehrengast und nicht umsonst kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass antisemitische oder rassistische "Denken" auch bei denen verbreitet sind, die sich selbst gar nicht als "rechts" (verstanden wohl als Rechts=NaZi)einordnen würden.

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-07 22:39
bono
Tja, das ist wirklich dramatisch. Komisch, dass immer alle alles von der Wissenschaft wissen wollen, dann aber doch meinen, dass Deutsche anderen Nationen biologisch überlegen seien. Was für ein merkwürdige Logik. Interessant ist aber auch, dass in dem Artikel Fremdenfeindlichkeit und Diktatur teilweise vermengt werden, obwohl es doch folgende Aussage gibt:

"Auch Menschen, die sich selbst als 'links' bezeichnen, lehnen nicht alle rechtsextremen Aussagen ab." Ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild haben der Studie zufolge knapp neun Prozent der Menschen in Deutschland.

Jetzt kommt aber der Clou:

26 Prozent der Befragten, stimmten der Aussage zu, "Deutschland brauche eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert."

Das ist doch mal wirklich interessant. Hier werden in der Umfrage die Frage nach Einheitspartei und Volksgemeinschaft vermengt. Es wird also unterstellt, dass eine Einheitspartei eine direkte Verbindung zur Volksgemeinschaft hätte. Nun, es gibt auch Einheitsparteien, die nicht rechts waren, wie z.B. die SED. Bei ihr handelte es sich auch um eine Diktatur, auch in der DDR gab es eine starke Person im Staat.

Trotz der mangelhaften Fragestellung bleibt doch das Ergebnis, das erschreckend ist. Fast 10% aller Deutschen sind zumindest im Geiste Rechtsextremisten. Das gibt doch zu denken.

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-07 22:47
Anarch
26 Prozent der Befragten, stimmten der Aussage zu, "Deutschland brauche eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert."

Das ist doch mal wirklich interessant. Hier werden in der Umfrage die Frage nach Einheitspartei und Volksgemeinschaft vermengt.

Man beachte, dass die Frage gestellt wurde mit dem Antwortmöglichkeitsspektrum zwischen „stimme voll zu“ und „stimme nicht zu“ – d.h. jemand, der sich deiner Unterscheidung durchaus bewusst ist, kann dort problemlos nicht zustimmen. Die Idee, dass es eine Volksgemeinschaft gibt, und dass diese auch noch durch eine einzelne Partei (Person) repräsentiert werden kann, würde ich deutlich rechts ansiedeln.

PS. Übrigens deutlich rechts. Popcorn ist ein gutes stück „rechter“ als ich, und auch „rechter“ als ich es gut finde, aber dennoch (soweit ich das beurteilen kann ;-)) deutlich linker als das „Rechts“, das zu diesen Aussagen gehört. Allgemein ist dieses links/rechts schon recht problematisch, auch wenn man das noch mit autoritär/libertär ergänzt. Ich muss mir mal überlegen, wie man das sinnvoll überwindet.

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-07 22:53
Aventurin

Wie wäre es mit der Verwendung (partei-)politischer Farben?

(rechts)
braun - schwarz - schwarz/gelb - gelb - schwarz/rot(autsch, nein!) - schwarz/grün

(Mitte/"liberal")
rot - rot/grün - grün

(links)
kaminrot - dunkelrot

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-07 22:53
Popcorn
Ich würde es nicht so "vertikal" sehen… ich grenze damit ein Spektrum ein. Und -nunja- ich denke schon, dass man behaupten kann, dass fremdenfeindliche "Ideen" in konservativen Kreisen auf fruchtbaren Boden fallen. Nicht umsonst war bei der Burschi-Veranstaltung zum "Königsberg-Festkommers" CDU/CSU-Mann Schönbohm Ehrengast und nicht umsonst kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass antisemitische oder rassistische "Denken" auch bei denen verbreitet sind, die sich selbst gar nicht als "rechts" (verstanden wohl als Rechts=NaZi)einordnen würden.
Ach, eigentlich hatte ich für mich eh schon festgestellt, dass mir diese links/rechts-Geschichte zu wieder ist. Ich bin ein Kringel. Damit möchte ich mein Gedankengut jetzt aber nicht als kringelig oder zum kringelig lachen verstanden wissen.

Das ist doch mal wirklich interessant. Hier werden in der Umfrage die Frage nach Einheitspartei und Volksgemeinschaft vermengt. Es wird also unterstellt, dass eine Einheitspartei eine direkte Verbindung zur Volksgemeinschaft hätte. Nun, es gibt auch Einheitsparteien, die nicht rechts waren, wie z.B. die SED. Bei ihr handelte es sich auch um eine Diktatur, auch in der DDR gab es eine starke Person im Staat.
Ist das so zu verstehen und verstanden worden? Oder könnte damit auch einfach gemeint sein / daran gedacht worden sein, dass man sich wünscht, dass die Grauen Panther mal für ein, zwei Wahlperioden 60% im Rat und Tag haben?

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-07 22:55
Popcorn
Wie wäre es mit der Verwendung (partei-)politischer Farben?

(rechts)
braun - schwarz - schwarz/gelb - gelb - schwarz/rot(autsch, nein!) - schwarz/grün

(Mitte/"liberal")
rot - rot/grün - grün

(links)
kaminrot - dunkelrot
Na ja. Die CDU hat rechte Abteilungen, wie die SPD linke hat. Nach dem Model müsste nun entweder rot nach links oder schwarz in die Mitte. Und gelb ist ja nun mal auf jeden Fall liberal.

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-07 22:58
Aventurin
Du hast den "Vorschlag" doch nicht etwa ernst genommen, oder? [img]http://www.fb18.de/gfx/22.gif[/img]

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-07 22:59
Anarch
Und gelb ist ja nun mal auf jeden Fall liberal.

Rechtsliberal!!!11einself.

Ich hab mal den Titel angepasst. Wie sagte Miss Merkel so schön, „die Mitte ist rechts von links“ ;-)

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-07 23:01
Aventurin
Eben. :-)

Außerdem sehe ich die FDP nicht als kulturell liberal an, lediglich als wirtschaftsliberal (neoliberal). Das ist für mich nicht unbedingt "mittig".

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-07 23:20
BingoIngo
Eben. :-)

Außerdem sehe ich die FDP nicht als kulturell liberal an, lediglich als wirtschaftsliberal (neoliberal). Das ist für mich nicht unbedingt "mittig".

Ich bezeichne mich selbst als Sozialliberal bin also laut Definition ein Neoliberaler. Empfinde ich als "mittig", will mich aber nicht daüber streiten, da solche richtungsangben eh sehr schwammig sind.

Der Neoliberalismus strebt eine vorwiegend marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung (mit den entsprechenden Gestaltungsmerkmalen wie z.B. privates Eigentum an den Produktionsmitteln, freie Preisbildung, Wettbewerbs- und Gewerbefreiheit) an und tritt darüber hinaus für marktkonforme Eingriffe des Staates ein, wenn der Marktmechanismus versagt (siehe Marktversagen) oder nicht zu den gesamtgesellschaftlich wünschenswerten Ergebnissen führt. Hauptforderungen des Neoliberalismus sind daher Maßnahmen, die

* der Monopol- und Kartellkontrolle,
* dem sozialen Ausgleich,
* der Chancengleichheit,
* der Internalisierung externer Effekte
* sowie dem Ausgleich von Konjunkturschwankungen dienen sollen.

Der Neoliberalismus wendet sich ausdrücklich gegen jede Art monopolistischer und gruppenegoistischer Machtentfaltung (Lobbyismus), sowie gegen willkürliche staatliche Eingriffe wie z.B. marktverzerrende Subventionen oder Schutzzölle. Weiterhin definiert sich der Neoliberalismus einerseits durch eine scharfe Ablehnung totalitärer Gesellschaftssysteme sowie zentraler Wirtschaftslenkung, anderseits durch eine unmissverständliche Abkehr vom Laissez-faire des klassischen Liberalismus.

…..

Als das wohl bedeutendste Beispiel neoliberaler Politik gilt die Politik in der Bundesrepublik Deutschland unter Ludwig Erhard (1949–1963 Bundeswirtschaftsminister, 1963–1966 Bundeskanzler). Erhard und sein Staatssekretär Alfred Müller-Armack, der den Begriff „Soziale Marktwirtschaft“ prägte, waren beide Wirtschaftswissenschaftler, Vertreter der Freiburger Schule und Mitglieder der Mont Pèlerin Society und hatten regelmäßigen Kontakt zu den führenden Vertretern des Neoliberalismus wie Eucken, Röpke, Böhm und Hayek. Auch der in den 1990er Jahren geprägte Begriff „Sozial-ökologische Marktwirtschaft“ basiert wesentlich auf dem Neoliberalismus.

http://de.wikipedia.org/wiki/Neoliberal

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 00:46
Viciarg
„Wo man Menschen links liegen läßt, tendieren diese nach rechts.“ (nach Unbekannt – Von wem war des nochmal?)


Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 01:34
Viciarg
Artikel auf SpOn zum Thema

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 01:57
garou
Autsch. Autsch! AAAAUUUUTSCH!

Und hier mein persönlicher Favorit:
Und fast 18 Prozent stimmen der Aussage zu: "Wie in der Natur sollte sich auch in der Gesellschaft immer der Stärkere durchsetzen."
Abgesehen davon, daß dieses wohl eine Anspielung auf eine Evolutionstheorie sein soll, die erst durch politische Instrumentalisierung entstand (und in der Marktwirtschaftstheorie fortgeführt wurde), müssen das wohl die Leute sein, die auch noch gerne an Bäume scheißen würden und ihr Essen lieber Tag für Tag mit Steinen jagen.
Meine Güte. Ich will hier weg!

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 06:35
BingoIngo
Das interessante ist, das solche Aussagen oft von Leuten kommt, die selbst nicht gerade ganz oben in der Gesellschaft stehen. Mache gerade mein Referendariat bei der Staatsanwaltschaft und kann dies für Rechtsextreme Straftäter bestätigen.
Die meisten von denen sind ALG II Empfänger. Meistens Körperverletzungsdelikte oder Drohungen. Die denken wohl, dass sie stärker sind, weil sie die Waffe haben oder in Gruppen Leute zusammenschlagen können.

Trotz ihres Rassenwahns, ist ihnen meistens egal was das für ein Opfer ist, hauptsache schwächer. Im zweifel ist das Opfer halt wahlweise Schwul, irgendein Ausländer, hat sie angeblich beldeidigt oder deren Freundin angeschaut.


Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 08:14
Anarch
Das interessante ist, das solche Aussagen oft von Leuten kommt, die selbst nicht gerade ganz oben in der Gesellschaft stehen.

Die Studie hat u.a. gezeigt, dass genau dieser Glaube wohl falsch ist.

Mache gerade mein Referendariat bei der Staatsanwaltschaft und kann dies für Rechtsextreme Straftäter bestätigen.

Überlege dir, welche Personengruppen du dort besonders trifft. Psychologen glauben auch, dass die meisten Menschen verrückt sind, weil sie täglich so viele davon sehen.

Die meisten von denen sind ALG II Empfänger. Meistens Körperverletzungsdelikte oder Drohungen. Die denken wohl, dass sie stärker sind, weil sie die Waffe haben oder in Gruppen Leute zusammenschlagen können. Trotz ihres Rassenwahns, ist ihnen meistens egal was das für ein Opfer ist, hauptsache schwächer. Im zweifel ist das Opfer halt wahlweise Schwul, irgendein Ausländer, hat sie angeblich beldeidigt oder deren Freundin angeschaut.

Es fällt natürlich gerade den Mitgliedern der hochgebildeten, sozial besser gestellten Schichten leicht, ihre Feindbilder in die sozial schwächeren Personen zu projezieren. Dabei ist es eigentlich egal, ob diese Personen dann Idioten sind, sich dumm benehmen, oder einfach nur so in dieser misslichen Lage sind – hauptsache sie sind sozial schwächer. Das nächste Argument wäre übrigens, dass solche Leute mit ihrer Dummheit ihre soziale Lage natürlich selbst verschuldet haben.

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 11:48
Viciarg
Meine Güte. Ich will hier weg!

[TP] Nichts wie weg! – Reform Impossible: 75 Gründe aus Deutschland auszuwandern. Und zwar jetzt gleich. [img]http://www.fb18.de/gfx/24.gif[/img]

Okay, vermutlich meinst Du den ganzen Planeten.

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 13:53
Anonymer User
Bei der "Einheitspartei" habe ich auch sehr gestutzt, insbesondere da dieser Ausdruck in der Überschrift, danach aber nicht wieder benutzt wird.

Nach der Bildunterschrift lautet die Frage "Deutschland brauche eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert." Ich könnte mir vorstellen, dass etliche Befragte hier vor allem bei dem "Volksgemeinschaft … verkörpert" bei sich gedacht haben: "Genau, wir brauchen eine Partei, die uns repräsentiert, nicht so abgehobene Politikbonzen". Über das "einzige" hat sich mancher womöglich keine großen Gedanken gemacht oder es ist noch nicht einmal aufgefallen. Das könnte man eventuell besser beurteilen, wenn man mehr über die gesamte Befragung weiß (Wie fand sie statt? Welche Fragen waren noch direkt davor?) oder gar von den Befragten Begründungen für die Antworten hätte.

LEIFer - Optimist aus Verzweiflung

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 17:19
BingoIngo
@ Anarch

stimmt Nazis sind ein Feindbild von mir. Wenn sie auch noch kriminell, dumm und Versager sind fühle ich mich natürlich bestätigt.

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 17:38
BingoIngo
Ausländerfeindlichkeit

bei Schulbildung 29,1%
bei Hochschulabschlus 12,3%

Erwerbstätige 23,2%
Arbeitslos 37,2%


Tendenz geht also schon in diese Richtung. Kritik die Studie hat nicht untersucht was für eine Schulbildung und Ausbildung die Befragten hatten. Noch wurde untersucht was für eine Erwärbstätigkeit die Befragten nachgingen und in welchen Gehaltsgruppen sie sich bewegten. Ich finde also, man kann mit diesen Werten nicht genau Feststellen, ob die soziale Schicht auch eine Rolle spielt. Daher bleibe ich bei meiner subjektiven Meinung.

http://www.fes.de/rechtsextremismus/pdf/Vom_Rand_zur_Mitte.pdf


Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 19:06
Anarch
Ausländerfeindlichkeit

bei Schulbildung 29,1%
bei Hochschulabschlus 12,3%

Erwerbstätige 23,2%
Arbeitslos 37,2%

Oh, ich würde durchaus zustimmen, dass Fremdenfeindlichkeit unter Menschen in sozial prekären Lebenslagen durchaus verbreiteter ist, aber ich würde das nicht als „besonders Oft“ bezeichnen. 23% halte ich auch so schon für zu viel.

Was ist deine Schlussfolgerung daraus?

In einer Gesellschaft, die auch von den großen Politikern aus nur zwei Optionen für die Ursachen für ein beschissenes Leben mit Zwangsarbeit für Hungerlöhne (aka ALG2) bietet, nämlich entweder „selbst Schuld“ oder „die bösen Ausländer klauen dir die Arbeit“, muss man sich nicht über eine solche Entwicklung wundern.

Die Politiker stehen vor einem Scherbenhaufen und wissen selbst nicht, wieso das alles nicht so gut läuft, wie sie es sich wünschen. Lösungen oder Antworten haben sie keine, und unangenehmes wird einfach verschwiegen. Wenn man keine Lösungen hat, müssen Schuldige her. Das rechte Politikspektrum findet diese Schuldigen in Zuwanderern, Armen, Faulen, Fremden und Neuen, während das linke Politikspektrum diese Schuldigen in den Reichen und Kapitalisten sieht.

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 19:54
Aventurin
stimmt Nazis sind ein Feindbild von mir. Wenn sie auch noch kriminell, dumm und Versager sind fühle ich mich natürlich bestätigt.

Dies nur mal als Beispiel…

Ich finde, man sollte gerade angesichts dieser Studie vom "typischen Nazi" wegkommen… dieses Stereotyp sagt nichts- diese Studie dafür, dass noch immer so etwas wie eine sozialdarwinistisch geprägte, ( vielleicht sogar "wilhelminische" ?) deutsche Weltanschauung existiert, und zwar in breiten Kreisen der Gesellschaft. Dies auf am Rande stehende politische Extremisten zu reduzieren, halte ich für sehr gefährlich (man denke zurück an den Sensationserfolg der Schill-Partei!)

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 20:25
Anarch
Dass „der Stärkste überlebt“ irgendwas mit Darwin zu tun hat, wird weder in den Medien noch in der Schule irgendwie bestritten oder diskutiert. Der gute Mann sprach vom „survival of the fittest“, und um „fit“ irgendwie mit „strong“ gleichzusetzen bedarf es etwas Fantasie. Wenn man dann noch Kropotkin’s Untersuchungen zur gegenseitigen Hilfe im Tierreich (Mutual Aid) hinzunimmt, wird man schnell feststellen, dass dieser gesamtgesellschaftliche Konsens des Krieges Aller gegen Alle irgendwie nur ein Hirngespinst darstellt.

Auf dieser Grundannahme basiert auch die Idee, dass der Konkurrenzkampf aller Individuen in der Gesellschaft gegeneinander irgendwie zum Wohle Aller sein muss. Dies zu hinterfragen würde recht bald das Hinterfragen ziemlich grundlegender Annahmen des Kapitalismus erfordern, und das führt zu sehr unangenehmen Überlegungen, was die Politik angeht. Deshalb kann das nicht richtig sein, und deshalb kann in diese Richtung auch nicht viel gedacht werden.

Und wenn solche Gedanken besser nicht gedacht werden, bleibt man halt beim Überleben des Stärksten, egal wie schwachsinnig und unhaltbar das ist.

Damit reproduziert man die Opfersuche, die ich oben beschrieben habe, da man Ursachen nicht hinterfragen darf. Diese Opfersuche reproduziert man überall in der Gesellschaft, nicht nur in Randgruppen. Da man jedoch, je weiter man sozial nach „Oben“ kommt, in den Bereich der Bildungsbürger kommt, die sich mit solchen Aussagen wie „Hitler war ja schon schlimm, aber es hatte auch was gutes“ über Wasser halten, hat man auch da immer mehr versteckte Fremdenfeindlichkeit. Wir sind nicht fremdenfeindlich, wenn fremdenfeindlich sind die bösen Skins, die da Mollies werfen. Wir haben nichts gegen Fremde. Einige unserer besten Freunde sind Fremde. Aber ihr Fremde, ihr seid nicht von hier.

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 20:33
garou
Dass „der Stärkste überlebt“ irgendwas mit Darwin zu tun hat, wird weder in den Medien noch in der Schule irgendwie bestritten oder diskutiert.
Bei allem Negativen, daß ich den Schulen, die ich besucht habe, anlasten möchte, dieser Unterschied wurde bei uns gründlich erklärt. Da ich da aber auch schon in der ca. neunten oder zehnten Klasse einsaß, kann ich mir durchaus vorstellen, daß das nicht bei allen Mitinsassen anderer Schulformen angesprochen wurde, und solche Unwissenheit ist natürlich fruchtbarer Boden für spätnietzianischen und smithschen Unsinn.

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 20:35
BingoIngo
Hmmm, bich iach also ein schlechter Mensch, weil ich was gegen Skins habe, statt verständnis und mitgefühl mit ihrer Situation zu habe und sie nicht vor der bösen Merheit in Schutz nehme.

Gut dann bin ich halt ein schlechter Mensch. Kann ich mit leben.

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 20:39
Anarch
Hmmm, bich iach also ein schlechter Mensch, weil ich was gegen Skins habe, statt verständnis und mitgefühl mit ihrer Situation zu habe und sie nicht vor der bösen Merheit in Schutz nehme.

Nein. Du bist ein „schlechter Mensch“, weil du Fremdenfeindlichkeit auf den Schlägertypus reduzierst. Fremdenfeindlichkeit ist weitaus verbreiteter.

Die Überlegungen, warum Fremdenfeindlichkeit gerade bei Menschen in sozial prekären Lebenslagen auf so fruchtbaren Boden stößt – also noch mehr, als sonst – hat nichts mit einer Absolution dieser Menschen zu tun. Man kann sich über Ursachen gedanken machen auch ohne Menschen von ihrer Verantwortung freizusprechen.

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 20:41
Aventurin
Sehr schöner Beitrag.
Und das führt mich noch mal zurück zu der von Bingo-Ingo geposteten Definition des Neoliberalismus'. "Liberal" heißt hier schließlich auch nichts weiter als "Wettbewerb". Der "Stärkste/Fitteste oder eben sinngemäß:best-angepasste (!!!)" setzt sich durch (auf Kosten anderer).
Daher fand ich meine Einteilung angebracht.

Natürlich ist man als NeoLiberaler kein Nazi. Aber es gibt im weitesten Sinne durchaus weltanschauliche Parallelen… (dafür krieg ich wohl aufs Maul… ;-) )

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 20:45
Aventurin
Ihr habt so schnell gepostet- der Beitrag bezog sich auf Anarchs vorletztes und so… ;-)

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 20:50
Aventurin
Hmmm, bich iach also ein schlechter Mensch, weil ich was gegen Skins habe, statt verständnis und mitgefühl mit ihrer Situation zu habe und sie nicht vor der bösen Merheit in Schutz nehme.

Gut dann bin ich halt ein schlechter Mensch. Kann ich mit leben.

Ich verstehe nicht, wie du darauf kommst? Ich denke, die Studie hat klar gemacht, dass es eben nicht nur um "Skins" geht (vorsichtig übrigens bei diesem Term, nicht jeder Skin ist ein Nazi), sondern um "die" deutsche Gesellschaft als Ganzes. Vor allem Sozialdarwinismus und Antisemitismus strahlen ja weit über die "rechte Szene" hinaus…

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-08 21:04
Viciarg
Hmmm, bich iach also ein schlechter Mensch, weil ich was gegen Skins habe, statt verständnis und mitgefühl mit ihrer Situation zu habe und sie nicht vor der bösen Merheit in Schutz nehme.

1.) http://www.du-sollst-skinheads-nicht-mit-nazis-verwechseln.de/
2.) http://www.duden.de

SCNR [img]http://www.fb18.de/gfx/20.gif[/img]

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-09 06:46
BingoIngo
hmpf* mir um die Ohren zu werfen, dass ich als Neoliberaler mit Nazis weltanschauliche Parallelen habe. Weiß zwar nicht wo die Verbindung zwischen Eigenverantwortlichkeit und Führerkult, Selbstverantwortung und Gehorsam, Alle müssen gleiche Rahmenbedingungen haben um sich selbst Verwirklichen können und Herrenmenschenideologie liegen. Ist mir aber egal. Bin raus. Ich lass mich doch nicht als Nazi bezeichnen, noch lasse ich die Nazis als quasi Neoliberale verharmlosen.

So ausgerechnet die Politik von Ludwig Erhard mit Naziideologie gleichsetzen zu wollen macht mich sprachlos.

Tschüs könnt ohne mich weiterdiskutieren.

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-09 11:30
garou
Natürlich ist man als NeoLiberaler kein Nazi. Aber es gibt im weitesten Sinne durchaus weltanschauliche Parallelen… (dafür krieg ich wohl aufs Maul… ;-) )

hmpf* mir um die Ohren zu werfen, dass ich als Neoliberaler mit Nazis weltanschauliche Parallelen habe. Weiß zwar nicht wo die Verbindung zwischen Eigenverantwortlichkeit und Führerkult, Selbstverantwortung und Gehorsam, Alle müssen gleiche Rahmenbedingungen haben um sich selbst Verwirklichen können und Herrenmenschenideologie liegen. Ist mir aber egal. Bin raus. Ich lass mich doch nicht als Nazi bezeichnen, noch lasse ich die Nazis als quasi Neoliberale verharmlosen.

.oO( -P sagt jetzt also das gleiche aus wie P… Und Neoliberalismus ist Eigenverantwortlichkeit und Selbstverantwortung, Nazis sind Führerkult und Gehorsam, und eine Theorie, auf der beide ihre Weltbilder aufbauen, gibt es natürlich nicht, also darf man diesbezüglich auch keine Spekulationen möglicher struktureller Ähnlichkeiten aufstellen, und der ewige Kampf Nietzsches hat nichts mit dem totalen Wettbewerb zu tun, Herrenrassen nichts mit Marktbeherrschung, Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei… )

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-09 18:19
Aventurin
Oh Mann, Ingo, du hast kein Wort von dem verstanden, was bisher gepostet wurde…( aber seltsam, dass du dich angesprochen fühltest…)

Wie Garou nochmals zitierte, habe ich Neoliberalismus und NS-Ideologie nicht gleichgesetzt, sondern lediglich von weltanschaulichen Parallelen gesprochen - diese "Weltanschauung" konzentrierte sich keinesfalls auf die NS-Diktatur, wie du vielleicht noch mal nachlesen solltest…
Ich finde, man sollte gerade angesichts dieser Studie vom "typischen Nazi" wegkommen… dieses Stereotyp sagt nichts- diese Studie dafür, dass noch immer so etwas wie eine sozialdarwinistisch geprägte, ( vielleicht sogar "wilhelminische" ?) deutsche Weltanschauung existiert, und zwar in breiten Kreisen der Gesellschaft.
Ich kam vom Sozialdarwinismus und dem "klassischen Konservatismus" auf den Neoliberalismus.
Lese bitte genauer, bevor du ausgerechnet mir eine NS-Verharmlosung unterstellst! [img]http://www.fb18.de/gfx/20.gif[/img]

Zu deinen "Beispielen": Untertanenkult im Neoliberalismus zu negieren ist ja wohl ein Witz- er findet nur subtiler statt - wir alle ordnen uns dem sogenannten "freien" Markt unter - vor Sorge ums eigene ICH rennt jeder blind am Leiden des anderen vorbei, macht ja nichts, überholen ist ja gut, nur SO wird ja was aus einem in dieser Gesellschaft. Und wenn ich an etwas arbeite, was jemand anderen arbeitslos machen (hätte er mal mehr gelernt), in Knast bringen (irgendwas wird er schon ausgefressen haben)oder umbringen (ist ja weit weg-wo ist die Fernbedienung?) könnte, macht ja nichts, ist ja mein Leben und ich bin sowas von frei, und der andere doch auch, also Ellenbogen raus!

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-09 18:33
Anarch
Die Begrifflichkeit ist etwas problematisch.

Ein Nazi ist, ausgeschrieben, ein Nationalsozialist. Die NSDAP war maximal staatskapitalistisch und alles andere als Neoliberal. Das Volk sollte gemeinsam gegen die unterlegenen Rassen auftreten.

Kritiker des Neoliberalismus sprechen davon, dass er zu einer Vereinzelung der Teilnehmer führe, und diese eben nicht gemeinsam sondern gegeneinander agieren. Dieser Konkurrenzkampf, der Kampf Aller gegen Alle (übrigens von Hobbes, nicht von Nietzsche, und eigentlich seine Begründung für einen starken Staat, vgl. Leviathan), soll dazu führen, dass die Individuen frei sind und ihr eigenes Geschick selbst in die Hand nehmen. Im Grunde unterscheidet der Neoliberalismus auch nicht zwischen „Inländern“ und „Ausländern“, Religionen, „Rassen“ (bzw. andere erfundene Abgrenzungen), wasauchimmer, sind ihm sowieso egal.

Die Ähnlichkeit tritt an einem anderen Punkt auf, nämlich in der Art, wie bestimmte Menschen behandelt werden. Die Aufbewahrung in Lagern von unliebsamen Menschen (bei den Nazis Ideologisch Falsche, „Untermenschen“, bei den Neoliberalen die Armen und Faulen) ist in beiden Ideologien noch die harmlose, „soziale“ Form der Behandlung. Während der Nationalsozialismus jedoch gegen die schlechten Menschen teilweise aggressiv vorgeht, lässt der Neoliberalismus Menschen, die ja offensichtlich ihre Chance hatten und sie nicht nutzten, auch mal verhungern.

Diesen Menschen kann im Neoliberalismus nicht geholfen werden, da sonst der Anreiz („Incentive“) fehlt, etwas zu tun. D.h. hier entsteht ein direkter Kampf zwischen dem menschlich-sozialen Anspruch, dass man Menschen ja gar nicht so einfach verhungern lassen kann, und einiger Grundideen des Neoliberalismus. Soziale Akte erfahren im Neoliberalismus keinerlei Begründung oder Rückhalt, sowas muss von Außerhalb kommen.

Insofern bestehen zwischen diesen Ideologien durchaus Ähnlichkeiten in der sozialen Komponente.

Interessanterweise – und da möchte ich auf Heinrichs „Kritik der politischen Ökonomie“ (Einführung in Marx), Kapitel „Antisemitismus“ verweisen – führen die Zumutungen des Kapitalismus sehr oft zu Schuldzuweisungen an Personen, und nach dieser Theorie konnte der Nationalsozialismus überhaupt erst entstehen (sehr vereinfacht ausgedrückt), weil der Kapitalismus existierte.

Insofern besteht hier auch ein kausaler Zusammenhang zwischen diesen Ideologien.

Vermutlich war das jetzt etwas abstrakt und kurz, ich kann das gerne ausführen, falls das jemanden interessiert.

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-09 18:37
Aventurin
(Naja, der, den das interessieren sollte, will ja nicht mehr mit uns diskutieren. [img]http://www.fb18.de/gfx/25.gif[/img])

Aber genau so wars auch gemeint, wie schon gesagt, ich unterstelle keinem Neoliberalen tiefe Gefühle für Eugenik.

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-09 23:58
Anonymer User
Die Sehnsucht nach dem starken Mann
Anarch for president!!!!1111111elfdrölf [img]http://www.fb18.de/gfx/7.gif[/img]

Re: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2006-11-10 00:00
Anarch
Die Sehnsucht nach dem starken Mann
Anarch for president!!!!1111111elfdrölf [img]http://www.fb18.de/gfx/7.gif[/img]

<Y_Plentyn> so eine Anarchie ist doch schon was schönes... mit einem starken Anarchen an der Spitze...

RE: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2007-10-17 15:11
Aventurin
Um diesen Thread mal zu aktualisieren… [26]

Von Stefan Schmitz

Auch wenn Ex-Moderatorin Eva Herman intellektuell und rhetorisch irrlichtert: Ihre diffusen Aussagen über die vermeintlichen Leistungen der Nationalsozialisten spiegeln die Einschätzung jedes vierten Deutschen wider. Laut einer Umfrage des stern sind 25 Prozent der Befragten der Meinung, dass die NS-Zeit auch ihre guten Seiten hatte - vor allem die älteren.

Immer wieder tauchen Aussagen auf, dass nicht alles schlecht gewesen sei im Dritten Reich - in stark verschwurbelter Form auch bei der geschassten Moderatorin Eva Herman.
Eine Forsa-Umfrage für den stern hat jetzt ergeben, dass dies keineswegs nur die Haltung einer versprengten Minderheit ist.
Auf die Frage, ob der Nationalsozialismus auch gute Seiten gehabt habe, wie etwa den Bau der Autobahnen oder die Förderung der Familie, antworteten 25 Prozent der Befragten mit "ja". Besonders verbreitet ist diese Haltung nach der repräsentativen Umfrage mit über 1000 Befragten bei Bürgern mit niedrigen Bildungsabschlüssen. 44 Prozent der Hauptschulabsolventen sahen auch Gutes in der Hitler-Diktatur, aber nur 12 Prozent der Abiturienten.

RE: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2007-10-17 15:58
Slater
ist der Smilie eine Kritik an der Zahl 25%?

die Frage ist so allgemein, praktisch für jede Zeit kann man doch irgendwas gutes finden..

RE: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2007-10-17 16:16
Marrow
Lesenswerter Artikel zum Thema (auch Seite 2):
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,510511,00.html

RE: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2007-10-17 16:27
Mörtel
die Frage ist so allgemein, praktisch für jede Zeit kann man doch irgendwas gutes finden..
Vor allem kann man alles solange filtern, bis die Quintessenz der Quintessenz übrig ist und die kann tatsächlich gut sein. Natürlich ist es viel einfacher, die Herman-Reden auf eine Bild-Schlagzeile zu reduzieren, aber wenn man den Stellenwert der Familie losgelöst vom Vorhaben, eine blonde, blauäugige Armee heranzuzüchten, sieht, könnte man diesen als "gut" bezeichnen. Ich will darüber keine Debatte anzetteln, denn sicherlich hätte sie einfach einkalkulieren müssen, welche Angriffsfläche sie mit einer solchen Aussage liefert und tatsächlich sollte man nicht versuchen, aus jener Zeit etwas Gutes zu ziehen, in welcher Form auch immer. Aber das ist eben auch genau der Punkt. Es ist einfach, das Denken der Menschen auf diese simple Frage zu reduzieren und diese dann als neue "Die haben ja nix dazugelernt"-Artikel zu vermarkten, aber wie das Denken dahinter wirklich aussieht und wie viele der Menschen, die mit "Ja" geantwortet haben, eigentlich "Ja, aber" meinten, kommt dadurch nicht zur Geltung, es ist alles ein Topf - der Topf der vermeintlich Ungebildeten, politisch Desorientierten. Es ist wie immer alles Quotenhascherei. Damit möchte ich die Problematik der Fehlgesinnung tendentiell ungebildeterer Jugendliche übrigens nicht herunterspielen.

RE: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2007-10-17 17:44
Anonymer User
naja, solange noch nicht die vollständige studie veröffentlicht wurde (na, im stern, aber den möchte ich mir nich kaufen) im netz, sollte man vorsichtig sein, mit "allgemein formuliert". der artikel ist ja doch ziemlich komprimiert

ach und zu den autobahnen:

RE: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2007-10-17 17:59
Slater
na der Artikel relativiert ja nicht besonders,
dass die Autobahnen gebaut wurden steht so oder so fest, und in welch unglaublichen Umfang,

4000km bei 10.000 Autos, während es das spätere Deutschland für Millionen von Autos bisher gerademal auf weitere
8000km schaffte, allerdings für einen längeren Zeitraum, besser, sicherer, mehrspuriger usw.

vielleicht halfen diese 4000km erst zum Wirtschaftswunder nach dem Krieg?

mal als Vergleich:
wenn irgendein Diktator in Ruanda seine Bürger ausbeutet, dann ist das schlimm,
wenn dabei aber wenigstens eine Autobahn-Infrastruktur für die Zukunft entsteht, dann ist das zumindest nicht schlimmer als sonstige Unterdrückung

das als einen für sich guten Abschnitt zu bezeichnen wäre allerdings durchaus makaber, das stimmt

RE: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2007-10-17 18:08
Anonymer User
@slater

auch wenn ich m ich eigentl. nicht an diesem autobahnbeispiel aufhängen möchte (die ohnehin schon in der weimarer republik angefangen wurden):

sie wurden v. zwangsarbeitern gebaut. wie man sagen kann, naja, schwund ist immer, aber immerhin wat für die zukunft ist mir ein rätsel.

dasselbe gilt für die familienpolitik die nix andres als ne zuchtstation war.

mir ist eva brau-äh hermann egal.
die studie zeigt aber d. ein grosser teil d. bevölkerung nix hinterfragt.
das wäre ungefähr so, als würde ich sagen, damals in d. ddr gabs keine arbeitslosen und alle konnten umsonst studiern, toll.

RE: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2007-10-17 18:09
Mörtel
wenn irgendein Diktator in Ruanda seine Bürger ausbeutet, dann ist das schlimm,
wenn dabei aber wenigstens eine Autobahn-Infrastruktur für die Zukunft entsteht, dann ist das zumindest nicht schlimmer als sonstige Unterdrückung
Dafür würde Dich Kerner auch rauswerfen. [25] Ich finde - auch, wenn es durchaus meine Verbohrtheit widerspiegelt - dass man Schlimmes nicht auf- bzw. abwerten oder überhaupt in eine Relation stellen sollte. Mein Problem dabei ist: Wo zieht man die Grenze? Ist bspw. ein Unglück mit 100000 Toten weniger schlimm als eines mit 200000? Verstehst Du, was ich meine? Daher finde ich Deinen Satz etwas unglücklich gewählt. Meiner Meinung nach sollte man eine Zeit nicht generell komprimiert sehen, sondern einzelne Ereignisse ohne erkenntlichen Zusammenhang auch tatsächlich in ihrer Betrachtung vom Restgeschehen isolieren.

die studie zeigt aber d. ein grosser teil d. bevölkerung nix hinterfragt.
Bist Du in Kenntnis der gesamten Studie? Ansonsten greift genau das, was ich in meinem vorherigen Beitrag kritisiert habe: Ob und in welcher Weise die 1000 aus 80000000 etwas hinterfragt haben oder nicht, wird aus der Studie in der besagten komprimierten stern.de-Form nicht deutlich.

RE: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2007-10-17 18:20
Anonymer User
[ aber wenn man den Stellenwert der Familie losgelöst vom Vorhaben, eine blonde, blauäugige Armee heranzuzüchten, sieht, könnte man diesen als "gut" bezeichnen.

das ist aber eben nicht geschehn, weder bei zitaten der e.h. noch in der studie. da heisst es:
Auf die Frage, ob der Nationalsozialismus auch gute Seiten gehabt habe, wie etwa den Bau der Autobahnen oder die Förderung der Familie,


deine kritik an der quotenhascherei hat ja niemand in frage gestellt .
aber ich find es schon bedenklich wenn 25proz mythen vom kleiner-mann-freundlichem ns glauben

RE: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2007-10-17 18:22
Popcorn
Was heißt Grenzen ziehen. Man muss einfach gucken, wann es angemessen ist, sich das Umfeld anzusehen und wann nicht. Ich habe auch keinen Bock, dass mir jemand vorhält, dass ich die Sonne genieße, weil sie Hautkrebs verursachen kann. Gut, bei der Aussage von Eva Herman war es verzwickter. Aber vorurteilsfrei herangegangen, war die Aussage, dass man es irgendwann mal anständig fand, wenn die Frau die Aufgaben im Haushalt übernimmt und sie sich nicht zu schämen brauchte, keine Karriere oder so zu machen. Dass das jetzt medial wieder aufgebauscht wird… Herrje, noch mindestens 100 Jahre für die Vergangenheitsbewältigung. Und wohin diese überzogenen Bewertungen führen sieht man ja. Die rechtsextremen Parteien machen Tänzchen und drehen es für die Unwissenden noch effektiver so hin, als würden sie kluge Sachen anstellen. So funktioniert das mit der Aufklärung doch nicht…

RE: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2007-10-17 20:15
Slater
das wäre ungefähr so, als würde ich sagen, damals in d. ddr gabs keine arbeitslosen und alle konnten umsonst studiern, toll.
nicht besser als ne DDR mit Arbeitslosen und Studiengebühren oder gar ganz ohne Bildung, um wieder Ruanda heranzuziehen?
wie man solche Unterschiede ignorieren kann ist mir auch ein Rätsel ;)

edit:
ach, und um mal wieder an den alten Anarchie-Thread zurückzudenken:
wenn es nie böse Herrscher und Zwangsarbeit und Ausbeutung und Kriege gegeben hätte
(angefangen Ägypten, Griechenland und Rom), dann gäbe es keine Zivilisationen, kein Internet um sich dann darin darüber aufzuregen

das aber wirklich als formale Notiz, wie Geschichte leider läuft

RE: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2007-10-17 20:55
garou
wenn es nie […], dann gäbe es keine […]

A -> B !=> -A -> -B

RE: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2007-10-18 00:25
Muelli
YMMD :D

RE: Fremdenfeindliches Deutschland (War: Rechtes Deutschland) 2007-10-18 16:06
Aventurin
Meine Kritik ist, dass man diese Beispiele in diesem Fall nicht isoliert sehen darf. Ganz abgesehen vom Genozid war die Innenpolitik der Nazis nur reine Augenwäscherei:
Der Ausbau der Infrastruktur geschah auf Pump, "Frauen an den Herd" hatte auch den positiven Effekt der Arbeitsmarktbereinigung etc. edit: -dazu kommen natürlich noch all die erbeuteten Reichtümer, durch denen "es allen besser ging"…