Zu Zaphod:
Du meinst jene Politiker, die eben als "das kleinste Übel" von dem lieben Souverän Volk gewählt wurden?
Das ist eine Unterstellung, die du wohl kaum belegen können wirst.
Abgesehen davon, dass eigentlich jeder, mit dem ich rede, von "seiner"
Partei (so er denn eine hat) vom "kleineren Übel" spricht, kann ich
leider nur hiermit aufwarten:
"60% stimmten der Aussage zu: Man verliert allmählich jegliches Vertrauen in die Politik. […]" (
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20829/1.html)
"Nach einer Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des stern halten 61 Prozent der Befragten die Parteien für unfähig zur Problemlösung." (
http://www.stern.de/politik/deutschland/?id=524161)
"Nach der Studie vertrauen nur rund vier Prozent der Deutschen den Parteien und elf Prozent dem Bundestag." (
http://www.abendblatt.de/daten/2005/03/11/408897.html)
"Das Vertrauen der Bürger in ihre [der Parteien] Kompetenz ist gering" (
http://schule.bundestag.de/aktuelle_themen/themenarchiv/wahlforschung.html)
Zum Anonymen Politiker[1]:
Was das kleinste Übel angeht, es kann nicht Ziel der Volksparteien sein, es jedem Recht machen zu wollen, das ist im übrigen auch nicht möglich! Tja eine Alternative wäre nun, dass wir die 5 % Hürde abschaffen und jede kleinste Pinselpartei in den Bundestag lassen.
Hm. Pinselpartei also. Lass mal kurz nachrechnen… Bei grob 600
Sitzen kommen 137.501 Menschen auf jeden Sitz. Damit deine Meinung mit
5%-Hürde überhaupt irgend etwas zählt, musst du allerdings grob die
gleiche Meinung haben wie 4.125.049 andere Menschen. Findest du 4
Millionen Menschen, von denen du sagen würdest, dass sie eine halbwegs
vernünftige Meinung haben?
Das hätte aber auch wiederrum nur zur Folge, dass sich all diese Parteien zu einer Koalition zusammenraufen müsssen und somit von allen Parteien wieder Zugeständnisse gemacht werden müssen, wo wir wieder beim "kleinsten Übel" wären. Über die Stabilität einer solchen Regierung möchte ich mich erst gar nicht äußern.
Natürlich nur, wenn man parlamentarische, repräsentative Demokratie
als die einzige Möglichkeit ansieht.
Wenn ihr unzufrieden mit der Politik in unserem Lande seid, dann
… beschäftigt euch mit Alternativen, richtig. Diese Alternativen
finde ich nicht in Parteien. Falls du sie dort findest, freut mich das
für dich.
Nur ein kurzer Anriss der Problematik:
Die Grünen sind in den 80ern angetreten um eine bessere Politik zu
machen. Die gesamte Parteistruktur war darauf ausgerichtet, dass eben
ein Machtmissbrauch, Ämterhäufung, Personenkult, und eine Abspaltung
der "Spitze" von der "Basis" nicht passieren konnten. Diese expliziten
Schranken wurden nach und nach entfernt. Die Grünen haben ihre
Positionen nach und nach aufgegeben, zugunsten einer "realistischen
Politik" (realistische Angriffskriege, realistischer Atomeinstieg,
realistischer Sozialabbau, …)
Wenn man sich nun ansieht wie die Sozialdemokraten sich entwickelt
haben seit ihrer Gründung (Arbeiterbund) - mit den Wünschen der
"basis" hat das mittlerweile wenig gemeinsam. Realistische Politik
eben.
Die PDS/WASG/Linkspartei/Linksfaschisten haben eine ähnliche
Entwicklung durchgemacht, nur haben sie gerade mal halb so lang
gebraucht wie die Grünen. Man beachte nur die Politik der PDS in
Berlin.
Also existiert da doch etwas, das die Menschen in Parteien
beeinflusst. Etwas, das die Ideale nimmt, die Ziele vergessen lässt.
Parteien scheinen es nicht zu ermöglichen, dass solche Ziele
durchgeführt werden. Es wurde oft genug versucht.
Nehmt unser politischen System als Geschenk, in dem eine Mitgestaltung möglich und auch nötig ist.
Ich muss Geschenke nicht annehmen, oder?
[1] Die "Anonymen Politiker" sind eine neue Vereinigung für
Machtneurotiker. Auf der ersten Sitzung gestanden sich die Teilnehmer
ihr Problem ein. "Hallo, mein Name ist Gerhard, und ich bin
Machtgeil." - so fängt es an. Irgendwann schaffen es auch diese
Menschen, wieder Menschen zu sein. Wir arbeiten daran.
scnr.