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Berliner Runde

Berliner Runde 2005-09-21 16:08
Anonymer User
Folgender Ausschnitt aus einem Artikel der auf der FAZ.net nachzulesen ist trifft auch voll meine Meinung:
[…]

Die „formalen Gründe”

Diese autoritäre Überhöhung der eigenen Rolle und Mission - zum imaginierten Selbstbild gehört auch, daß er sich selber ausdrücklich für seinen eigenen Mut lobte - bedient sich jener demoskopischen und intuitiven Verfahren, die er am Journalismus gerade geißelt. „Gucken Sie sich doch einmal an”, rief Schröder, „was den Aufholprozeß in dieser Gesellschaft im Wahlkampf wirklich verursacht hat, das war doch neben dem inhaltlichen Vergleich auch ein Vergleich der handelnden Personen, und deswegen kann es doch hier nicht darum gehen, irgendwelche Machtansprüche aus formalen Gründen zu erheben, so sehr sie Ihnen auch nahe sein mögen. Das wird nicht akzeptiert werden.”

Das waren die entscheidenden Sätze des Abends, denn jeder mußte sich die Frage vorlegen, was Schröder eigentlich mit den „formalen Gründen” meinte? Nach Lage der Dinge doch wohl das Wahlergebnis.

[…]

Ich wollte mal wissen wie Ihr zu dem Auftritt des Bundeskanzlers in der Berliner Runde steht?
Ich habe nicht gewählt (Stimme ungültig gemacht), da für mich sich keine Option bot. SPD finde ich nicht berauschend, ebensowenig die CDU die mit Ihren Studiengebühren die mir kräftig auf den Magen schlagen. Die Kleineren wie: FDP, Grüne und Linke kamen auch nicht in Frage.

Allerdings hat die Berliner Runde auch etwas gutes bei mir bewirkt. Ich wähle nächstes mal auf jeden Fall, auch wenn mich das Informieren über die einzelnen Whalprogramme Zeit kosten wird.
Dafür danke Herr Bundeskanzler und ich wähle auf jeden Fall…wenn ich noch darf!

Achso hier der Link zu dem Artikel:
[url=http://www.faz.net/s/RubAC861D48C098406D9675C0E8CE355498/Doc~E9776464D5AF64D068F7B7CDC27D554AD~ATpl~Ecommon~Scontent.html]http://www.faz.net/s/RubAC861D48C098406D9675C0E8CE355498/Doc~E9776464D5AF64D068F7B7CDC27D554AD~ATpl~Ecommon~Scontent.html[/url]

Re: Berliner Runde 2005-09-21 17:05
XPhilosoph
Ich habe nicht gewählt (Stimme ungültig gemacht), da für mich sich keine Option bot.
Erste Antwort gleich OT:
Was soll das bringen im Gegensatz zu "einfach nicht hingehen"?

Re: Berliner Runde 2005-09-21 17:23
Anonymer User
Einfach nicht hingehen == Politisches Desinteresse.
Hingegen und Stimme ungültig machen == Politisches Interesse && Unmut über derzeitiges Angebot an politischen Themen.

Re: Berliner Runde 2005-09-21 17:25
Anarch
Ich habe nicht gewählt (Stimme ungültig gemacht), da für mich sich keine Option bot.
Erste Antwort gleich OT:
Was soll das bringen im Gegensatz zu "einfach nicht hingehen"?

Normalerweise will man damit demonstrieren "ich würd ja, aber die Auswahl ist so beschissen". Dass die ungültigen meist nicht mal erwähnt werden, wird da gerne vergessen.

Zum OP:

Ich wollte mal wissen wie Ihr zu dem Auftritt des Bundeskanzlers in der Berliner Runde steht?

Was hast du erwartet? Schröder hat das praktisch unmögliche geschafft: Vor 3 Jahren eine Wahl, die als verloren galt, zu gewinnen. Jetzt eine Wahl, die als absolut verloren, keine Chance, no way, SPD tot dastand - noch zu einem knappen Ausgang zu bringen. Schröder war (ist?) in einem Siegestaumel, ergriffen von der eigenen Macht.

Mal ganz davon abgesehen, dass das ganz normaler Politiker-schranzerei ist: Merkel redet von einem "Regierungsauftrag" trotz miserablem Ergebnis. Ja, klar. Ihre Ideen gefallen Dem Wähler[tm] nicht, aber trotzdem muss man sie durchsetzen, man hat ja den Auftrag zusammen mit der CSU von immerhin 27% der Wahlberechtigten bekommen. Das ist die deutliche Mehrheit.

Und was deine Intention angeht zu wählen: Ignoriere die Parteiprogramme. Machen die Parteien auch. Schau dir lieber an, was die so in der Regierung in den Bundesländern tun.

Re: Berliner Runde 2005-09-21 17:27
Muelli
Erste Antwort gleich OT:
Was soll das bringen im Gegensatz zu "einfach nicht hingehen"?
Fuer mich macht es schon einen Unterschied zu lesen, ob es von 20% der Leute keine Stimmen gab, oder ob von 20% der Leute eine ungueltilge Stimme abgegeben wurde.
Das ist die feine Differenzierung zwischen "kein Bock" oder "Protest".

MfG
Muelli

Re: Berliner Runde 2005-09-21 17:30
Anarch
Das ist die feine Differenzierung zwischen "kein Bock" oder "Protest".

Aus gut informierten Kreisen[tm] (Wahlhelfer) hörte ich ja, dass die Ungültig-Stimmen größtenteils wirklich genau das sind, was man kaum glauben kann: Unfähigkeit zu wählen. In einem Wahllokal gab es nicht eine ungültige Stimme, die auf "Protest" schließen lassen würde.

Re: Berliner Runde 2005-09-21 17:55
XPhilosoph
Okay, ich spezifiziere meine Frage:
Bestes Argument gegen nicht-Wählen ist doch, das davon meistens die extremen Partei profitieren. Das ist doch bei ungültigen Stimmen genauso, weil die doch ebenso aus der Rechnung rausfallen.

Mir wollte da neulich mal jemand das Gegenteil einreden…

Re: Berliner Runde 2005-09-21 17:59
Brokkoli
das argument stimmt einfach nicht.. (dass nichtwählen = ungültig wählen stimmt hingegen (meistens) schon)

wenn man mal davon ausgeht, dass viele nichtwähler, wenn sie wählen würden, eher kleine parteien wählen würden, als die wähler (weil sich ja grade nicht wählen, weil sie mit den vorhandenen, grossen parteien ja grad unzufrieden sind), ist es doch so dass durch das nichtwählen eher die grossen parteien profitieren.
(wenn man allerdings annimmt, dass nichtwähler im schnitt genauso wählen würden, wie die wähler, würde sich am wahlergebnis prozentrual garnichts ändern, womit das ganze auch wieder egal wäre..)

Re: Berliner Runde 2005-09-21 18:01
Anarch
Okay, ich spezifiziere meine Frage:
Bestes Argument gegen nicht-Wählen ist doch, das davon meistens die extremen Partei profitieren. Das ist doch bei ungültigen Stimmen genauso, weil die doch ebenso aus der Rechnung rausfallen.

Mir wollte da neulich mal jemand das Gegenteil einreden…

Dieses Argument ist fehlerhaft. Von einer nicht abgegebenen Stimme profitieren Parteien abhängig von ihrer sonstigen prozentualen Verteilung: Die größte Partei wird den größten Teil dieser Stimme erhalten. "Extreme" Parteien als meist eher kleinere Parteien profitieren davon dementsprechend weniger.

Die originale bürgerliche Kampfrhetorik für das Wählen geht davon aus, dass du, falls du wählst, ja sowieso einer "etablierten Partei" die Stimme geben würdest. Falls dies der Fall ist, verteilt sich deine Stimme durch das Nicht-Wählen (in kleiner Weise) an die kleineren Parteien.

Ungültig wählen ist wahlrechtlich absolut äquivalent zum nicht-wählen. Nur die Statistik, in der du auftauchst, ist eine andere - z.B. gehörst du damit zur "Wahlbeteiligung", die einzige Statistik, die mal erwähnt wird, neben den Ergebnissen der großen. ;-)

Re: Berliner Runde 2005-09-22 03:23
chris
Fuer mich macht es schon einen Unterschied zu lesen, ob es von 20% der Leute keine Stimmen gab, oder ob von 20% der Leute eine ungueltilge Stimme abgegeben wurde.

Das du das so siehst ist schön, aber wieso werden dann ungültige Stimmen, wenn überhaupt, in Statistiken als "zu dumm zum wählen" geführt?

Re: Berliner Runde 2005-09-22 13:22
MoKrates
Sie wurden in bisher allen Statistiken, die ich gesehen habe, als "ungueltig" gefuehrt.

Mo

Re: Berliner Runde 2005-09-22 14:39
XPhilosoph
Die originale bürgerliche Kampfrhetorik für das Wählen geht davon aus, dass du, falls du wählst, ja sowieso einer "etablierten Partei" die Stimme geben würdest. Falls dies der Fall ist, verteilt sich deine Stimme durch das Nicht-Wählen (in kleiner Weise) an die kleineren Parteien.
Wenn du etabliert durch nicht-extrem und kleineren durch extremen ersetzt, hast du eher die originale bürgerliche Kampfrhetorik .

Und ob in kleiner Weise oder nicht, dieser Argumentation folgend ist das unannehmbar.

Re: Berliner Runde 2005-09-22 16:32
Anarch
Die originale bürgerliche Kampfrhetorik für das Wählen geht davon aus, dass du, falls du wählst, ja sowieso einer "etablierten Partei" die Stimme geben würdest. Falls dies der Fall ist, verteilt sich deine Stimme durch das Nicht-Wählen (in kleiner Weise) an die kleineren Parteien.
Wenn du etabliert durch nicht-extrem und kleineren durch extremen ersetzt, hast du eher die originale bürgerliche Kampfrhetorik .

Ja. Und nur wenn man diese Prämissen gelten lässt:
1) Ich hätte sowieso SPD|Grün|CDU|CSU|FDP gewählt
2) Alle anderen Parteien sind extremistisch
nur dann gilt das Argument. Und 1) gilt bei den wenigsten Nichtwählern, die ich kenne. ;-)

Wobei man sich natürlich fragen kann, ob jetzt die Familienpartei oder die Grauen Panther so krasse Extremistenvereinigungen sind. Aber vermutlich schon. Ich meine, wer es in diesem Wahlrecht aushält, überhaupt als Partei neu anzufangen und über Jahre hinweg vollkommen sinnlos zu kandidieren, der muss schon irgendwie extremistischer Representativdemokrat sein.

Eine Sache hatte ich übrigens oben vergessen: Wenn du nicht wählst, sinkt die 5%-Hürde (allerdings weniger, als die großen Parteien durch deine nicht an kleinere Parteien verschwendete Stimme hinzugewinnen). Die wird nämlich an den gültigen Stimmen gemessen. D.h. man hilft den bösen, extremen Parteien noch viel mehr. Denn die 5%-Hürde ist das Einzige, was uns vorm Chaos noch schützt! ;-)

PS. Wer nicht wählt, wählt links! (Danke an Lümmel :-))

Edit: Beide Prämissen explizit gemacht.

Re: Berliner Runde 2005-09-23 19:29
Anonymer User
Bin zwar etwas spät dran, aber…

Die "formalen Gründe"
[…]
Das waren die entscheidenden Sätze des Abends, denn jeder mußte sich die Frage vorlegen, was Schröder eigentlich mit den "formalen Gründen" meinte? Nach Lage der Dinge doch wohl das Wahlergebnis.
Der Autor lehnt sich, weil genauso wie (fast) alle anderen nicht mit genauen Kentnissen über Schröders beabsichtigte Bedeutung versehen, zu weit aus dem Fenster. Eine andere Interpretation von Schröders Aussage macht die "formalen Gründe" darin fest, dass es trotz des geringen Vorsprungs von CDU/CSU vor der SPD, das Vorrecht der CDU/CSU wäre, die Koalitonsverhandlungen zu führen, welche zu einer Regierung bzw. der Kanzlerschaft führen sollen.
Wer mit wem Koaliert, das stand aber nicht zur Wahl. Somit lässt Schröders Aussage also durchaus eine andere Interpretation zu, als es der Autor sieht.