Nicht nur bei uns... der Bachelor und seine Probleme
2005-06-08 19:32
Marrow
Heute in der Mensa gelesen und einige Kritikpunkte gefunden, die auch bei uns zutreffen. Hab das Layout so gut wie möglich übernommen. Viel Spaß beim Lesen [img]http://www.fb18.de/gfx/15.gif[/img]
Juni 2005
Zur Einführung der Bachelor/Master-Studiengänge
Brief geisteswissenschaftlicher Fachschaftsräte an das Präsidium und den Akademischen Senat
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
in bezug auf die Einführung von Bachelorstudiengängen insbesondere in den geisteswissenschaftlichen Fächern möchten wir Sie auf einige Probleme aufmerksam machen, die aus unserer Sicht mit einer Einführung der betref-fenden Studiengänge zum nächsten Wintersemester verbunden wären. Abgesehen davon, daß wir generell die Ein-führung von Bachelor- und Masterstudiengängen nicht für sinnvoll erachten, würde die jetzige Einführung aus unserer Sicht Probleme und Unwägbarkeiten mit sich bringen, die nicht tragbar sind. Ein erfolgreiches Studium wäre in der derzeitigen Lage keinesfalls gesichert.
Unsere Kritikpunkte im einzelnen:
* Gegenwärtig sind die Studiengänge noch nicht so ausgereift, daß es auszuschließen ist, daß es zu "erheblichen organisatorischen Mängeln" kommen kann, die für die Studierenden nicht hinnehmbar sind, wie selbst der Fachbereichsplaner des FB 08 auf der Sitzung des FBR vom 11.5. zugeben mußte.
* Zu Beginn der Bewerbungsfrist wird es in einigen Studiengängen, so z.B. bei den Historikern, keine Studiengangsbeschreibungen geben, aus denen Aufbau und Inhalt der betreffenden Studiengänge gerade für Studienbewerber ersichtlich sind. Dies ist insbesondere deshalb problematisch, weil es möglich ist, daß BewerberInnen erst im Nachhinein über die Verschlechterungen (wie z.B. die zunehmende Verschulung) gegenüber den bishe-rigen Studiengängen informiert werden.
* Viele Studierende werden de facto nur in Teilzeit studieren können, weil sie parallel zur Finanzierung ihres Studiums arbeiten müssen, die neuen BA/MA-Studiengänge aber zum Teil ein Stundenpensum von bis zu 40 Wochenstunden vorsehen. Deshalb ist das Vorliegen der Möglichkeit des Teilzeitstudiums zum Zeitpunkt der Einführung der Studiengänge unabdingbare Voraussetzung. Schon vor Bewerbungsbeginn müssen die Studierenden die Möglichkeit haben, sich zu informieren, unter welchen Konditionen ihnen die Aufnahme eines Teilzeitstudiums gestattet ist, um ihnen die Chance zu geben, nötigenfalls an eine andere Universität zu wechseln, die ihren Interessen besser gerecht wird!
* Zum Wintersemester wird es, soweit bis jetzt absehbar, eine noch relativ geringe Anzahl von Nebenfachstudiengängen geben, so daß die Möglichkeit der Studierenden, ihr Nebenfach frei zu wählen, in den ersten Semestern stark eingeschränkt sind. Das ist insbesondere deshalb fatal, weil die neuen Studiengänge sehr restriktiv auf die Einhaltung der Regelstudienzeit orientieren, die Aufnahme des Studiums im Nebenfach also zwingend schon im ersten Semester passieren sollte.
* Die Informationslage über die kommenden Studiengänge ist in einigen Fachbereichen mehr als mangelhaft. Das betrifft zum einen die Lehrenden, die häufig (selbst wenn sie in Gremien sitzen) keine qualifizierten Aussagen machen können über die Bachelor- und Masterstudiengänge ihres Faches und somit auch nicht in der Lage wären, die Studiengänge zu vermitteln. Zum anderen ist zum Teil selbst den Gremienmitgliedern mit dem Argument der Dringlichkeit und des Sachzwangs kaum Möglichkeit gegeben worden, sich ausreichend mit den Studiengängen auseinanderzusetzen. Als Beispiel sei hier der Fachbereich 08 genannt, in dem die fachspezifischen Bestimmungen entgegen der Geschäftsordnung als Tischvorlage im FBR hereingereicht wurden und vor der Diskussion und Beschlußfassung nicht einmal eine Lesepause gewährt wurde.
Aus diesen Gründen möchten wir Sie bitten, einer Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zuzustimmen. Bitte überdenken Sie, ob Sie dem Argument folgen wollen, daß man mit einer solchen Einführung die Flexibilität und Zukunftsfähigkeit unter Beweis stellen könne in der Hoffnung, es würde schon irgendwie klappen" - und so letztlich dem Druck des Senates nachgibt. Oder ob Sie sich weigern, die Zukunft von Studierenden aufs Spiel zu setzen und stattdessen mit uns für demokratische und kritische Hochschulen streiten.
Mit freundlichen Grüßen
Die Fachschafisräte Archäologie, Ethnologie, Gebärdensprachen, Gebärdensprachdolmetschen, Gender Studies, Germanistik, Geschichte, Japanologie, Medienkultur, Philosophie, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Sprachlehr-forschung, Theologie, Vietnamistik.
Sitzung des Akademischen Senats
heute, Donnerstag, 9. Juni, 14 Uhr , AS-Sitzungssaal, Hauptgebäude
Thema u.a. Einführung von Bachelor-/Masterstudiengängen
