"SaSSers" Papa wurde gefunden
2004-05-07 19:56
DJ-SilVerStaR
Schüler gesteht Programmierung
von "Sasser"
Niedersachsen: 18-Jähriger in Elternhaus festgenommen
Ein 18-jähriger Schüler aus Niedersachsen hat den Internet-Wurm "Sasser" entwickelt, der weltweit Millionen Computer befallen und auch Großunternehmen zeitweise lahmgelegt hat. Der Jugendliche habe ein "umfangreiches Geständnis" abgelegt, teilten das Landeskriminalamt (LKA) und die Staatsanwaltschaft Verden am Samstag in Hannover mit.
08.05.2004
Das betroffene Software-Unternehmen Microsoft war dem Urheber des Computerwurms auf die Spur gekommen. Das niedersächsische LKA teilte am Samstag auf einer Pressekonferenz mit, dass es am Freitag von Microsoft informiert wurde. Das Elternhaus des 18-Jährigen bei Rotenburg an der Wümme wurde demnach am Freitag durchsucht. Nach dem Geständnis wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt. In Baden-Württemberg ging den Ermittlern derweil der mutmaßliche Urheber des Computer-Wurms "Phatbot" ins Netz, der noch weit gefährlicher als "Sasser" sein soll.
"Sasser" hatte in den vergangenen Tagen weltweit für Aufsehen gesorgt. Der Wurm kann jeden mit dem Internet verbundenen Computer befallen und verbreitet sich nicht per E-Mail. Betroffen sind insbesondere Rechner mit den Microsoft-Betriebssystemen Windows 2000 und Windows XP. Der Wurm führt dazu, dass sich befallene Computer mehrfach hintereinander automatisch aus- und wieder einschalten.
Umfangreiches Beweismaterial
Nach Polizeiangaben waren auch die US-Fluggesellschaft Delta Airlines und die Europäische Kommission betroffen. Delta Airlines musste am vorigen Wochenende sämtliche Flüge streichen, sagte der Präsident des Landeskriminalamtes Niedersachsen, Rüdiger Butte, am Samstag in Hannover. Bei der Europäischen Kommission seien mehr als 1200 PC-Systeme ausgefallen.
Bei der Durchsuchung im Elternhaus des 18-Jährigen wurde den Angaben zufolge ein von ihm selbst gebauter Computer sichergestellt, auf dem sich der Quellcode des Virus befinden soll. Noch während der Durchsuchung habe sich der Schüler entschlossen, eine Aussage zu machen. Dann habe er auf der Polizei-Dienststelle ein Geständnis abgelegt. "Aufgrund der detaillierten Aussage des Schülers zu den von ihm verbreiteten Viren ist er eindeutig als Urheber identifiziert worden", erklärten Staatsanwaltschaft und LKA. Ihm drohen einem LKA-Sprecher zufolge wegen Computersabotage bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe.
"Kein echter Schaden"
"Ein echter Schaden im eigentlichen Sinne ist zwar nicht entstanden. Es wurden zum Beispiel keine Dateien zerstört", erklärte der Sprecher des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Michael Dickopf. Da jedoch die Computer immer wieder abgestürzt seien und die Menschen nicht mehr arbeiten konnten, habe es erhebliche Produktionsausfälle gegeben.
Der Jugendliche wollte demnach zunächst einen Antivirus programmieren, der andere Viren von befallenen Rechnern entfernen sollte. Der Virus namens "Netsky A" sollte etwa die Viren "Mydoom" und "Bagle" bekämpfen. Angespornt durch Computer begeisterte Klassenkameraden habe er dann "Netsky" zu "Sasser" weiter entwickelt. Über die dadurch entstandenen Schäden habe er sich "keine Gedanken" gemacht, erklärten die Behörden.
Hinweise an Microsoft
Vor der Festnahme des 18 Jahre alten Urhebers des Internet-Wurms "Sasser" in Niedersachsen erhielt die Firma Microsoft Hinweise von nicht näher genannten Personen. "Uns hat ein Anruf erreicht von Personen, die vorgaben, die Identität des Täters zu kennen", sagte Sascha Hanke von Microsoft Deutschland am Samstag in Hannover. Microsoft hat zur Bekämpfung von Viren-Attacken ein Belohnungsprogramm aufgelegt für Tippgeber.
Der Direktor des LKA Niedersachsen, Rüdiger Butte, erklärte, mit der Ermittlung des Täters sei "weltweit weiterer Schaden wirksam" verhindert worden. Microsoft-Sprecher Hans-Jürgen Croissant lobte, es sei das Ergebnis der "hervorragenden Zusammenarbeit" mit nationalen und internationalen Ermittlungsbehörden, dass innerhalb von einer Woche dieser Erfolg erzielt werden konnte. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" hatten Experten den Prgrammierer des Virus irgendwo in Russland vermutet.
(edit: Sorry, der Apostroph musste einfach raus aus dem Titel… – fal)